Kommentar zum Loveparade-Gutachten Endlich Klarheit

Meinung · Das Gutachten ist ein Hoffnungsschimmer für die Hinterbliebenen. Denn sie wollen endlich Klarheit darüber haben, wieso ihre Kinder sterben mussten, kommentiert Christian Schwerdtfeger.

 Kurz vor dem Unglück bei der Loveparade stehen Menschen dicht gedrängt an einem Tunnelausgang in Duisburg.

Kurz vor dem Unglück bei der Loveparade stehen Menschen dicht gedrängt an einem Tunnelausgang in Duisburg.

Foto: dpa

In rund sechs Wochen beginnt in den Düsseldorfer Messehallen der wohl größte Strafprozess der jüngeren deutschen Geschichte. Dann wird dann endlich juristisch der Frage nachgegangen: Wie konnte es zu dieser unfassbaren Tragödie auf der Loveparade in Duisburg kommen, bei der vor mittlerweile über sieben Jahren 21 Menschen ums Leben kamen?

Dass es womöglich Planungsfehler waren, die in die Katastrophe führten, legt jetzt das zentrale Gutachten der Staatsanwaltschaft nahe. Die in dem Papier skizzierten Fehleinschätzungen und Fehlplanungen machen zum Teil sprachlos. Sollte es tatsächlich zutreffen, dass Vereinzelungsanlagen, die den Besucherstrom kontrollieren und steuern sollten, falsch konzipiert und die Gefahr eines Menschenstaus im Tunnel unterschätzt wurden, ist das ein ungeheures Versagen der zuständigen Genehmigungsbehörden.

Ungeklärt lässt das Gutachten aber die Rolle der Polizei – leider. Dabei haben die Polizisten anderthalb Stunden vor den ersten Toten die Kontrolle über den Zugangsbereich zur Loveparade übernommen – und in der Zeit fragwürdige Entscheidungen wie die Bildung der Polizeiketten getroffen.

Das Gutachten der Staatsanwaltschaft bedeutet auch noch lange nicht, dass es in dem Verfahren zu Verurteilungen kommen wird. Vermutlich wird es ein zäher, langatmiger Prozess werden. Das Gutachten ist aber auf jeden Fall ein Hoffnungsschimmer für die Hinterbliebenen. Denn sie wollen endlich Klarheit darüber haben, wieso ihre Kinder sterben mussten.

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