Kommentar zur AfD-Kandidatenkür in Nordrhein-Westfalen Erschreckende Töne

Meinung | Düsseldorf · Die AfD ist im Land wie im Bund eine tief zerstrittene Partei. In Umfragen schwächelt die AfD zwar, aber sie liegt in NRW und im Bund noch immer bei knapp zehn Prozent. Jetzt droht die Partei auch in NRW immer tiefer in einen deutschnationalen Sumpf zu sinken, meint unser Autor.

Man könnte es sich leichtmachen und sagen, die AfD ist in Nordrhein-Westfalen und im Bund eine zutiefst zerstrittene Partei. Lager, Gruppen und Grüppchen machen sich gegenseitig das Leben schwer. Diese zerrissene Partei dürfte sich noch mehrmals spalten und irgendwann in der Versenkung verschwinden.

Aber so einfach ist das nicht. In Umfragen schwächelt die AfD zwar, aber sie liegt in NRW und im Bund noch immer bei knapp zehn Prozent – trotz Chaos und Intrigen. Die Rechtspopulisten dürfen sich weiter Chancen ausrechnen, bald im größten Landesparlament und im Bundestag zu sitzen.

Erschreckend war am Wochenende vor allem dies: Da stellt sich ein Kandidat vom äußersten rechten Rand vor die Delegierten, redet von der „sozialistischen Versiffung“ des Staates, von Bürgern als „Systemsklaven“, und die Erinnerung an die Grauen des Nationalsozialismus nennt er „Schuld-Kult“. Ausgerechnet einer, der die härtesten, unversöhnlichsten Töne anschlägt, bekommt mehr Applaus als alle anderen und einen Spitzenplatz auf der Liste für die Bundestagswahl.

Mit bürgerlicher Mitte hat das nichts mehr zu tun. Die AfD droht inzwischen auch in NRW immer tiefer in einen deutschnationalen Sumpf zu sinken. Aus einer simplen Anti-Euro-Partei wird eine, die offen mit Hass, Vorurteilen und Provokationen experimentiert. Das ist brandgefährlich, und das schreit geradezu nach Protest. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Partei sich in den kommenden Monaten selbst von ihren Extremisten befreit.

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