Ausbreitung der Lungenkrankheit Erste Corona-Infektion bei Kind in Deutschland

Ein Flugzeug der Bundeswehr soll Deutsche aus Wuhan in die Heimat bringen. Auch hierzulande ist die neue Lungenkrankheit angekommen: Mittlerweile sind sechs Infektionen in Deutschland bestätigt.

Dutzende Feldbetten stehen in einer Turnhalle auf dem Gelände des Flughafens in Frankfurt für die Ankunft von rund 90 Menschen aus dem vom Corona-Virus besonders betroffenen chinesischen Gebiet um Wuhan bereit.

Foto: dpa/Boris Roessler

In Bayern hat sich ein Kind mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Es handelt sich um das Kind eines infizierten Mannes aus dem Landkreis Traunstein, wie das bayerische Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Somit ist zum ersten Mal in Deutschland ein Familienmitglied eines Infizierten erkrankt. Die beiden sind nach Angaben der Behörden vor Ort in einem Krankenhaus in Trostberg isoliert worden.

Die fünf schon bekannten Coronavirus-Patienten in Bayern sind Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto. Dort war vergangene Woche eine infizierte Kollegin aus China zu Gast, die ihre Erkrankung erst auf dem Rückflug bemerkt hatte. Alle Betroffenen befinden sich nach Angaben von Ärzten in einem stabilen Zustand. Die Behörden in Traunstein gehen davon aus, dass die gesamte Familie, in der das Kind lebt, infiziert ist.

Unterdessen hat die Bundesregierung die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der chinesischen Stadt Wuhan gestartet, wo das Virus zuerst ausgebrochen war. Am Freitagmittag hob der Bundeswehr-Airbus A310 „Kurt Schumacher“ vom Rollfeld in Köln-Bonn ab. In der chinesischen Metropole warten rund 130 Deutsche und etwa 40 Angehörige anderer Staatsangehörigkeiten darauf, ausgeflogen zu werden. Die Maschine wird im Laufe des Samstags oder des frühen Sonntags zurück in Deutschland erwartet. Alle Evakuierten sollen nach der Landung in Frankfurt zwei Wochen lang in einer Ausbildungskaserne der Bundeswehr im rheinland-pfälzischen Germersheim untergebracht werden.

Global betrachtet stieg die Zahl der Infektionen und Todesfälle am Freitag stärker als bisher. Es gab 1981 mehr Erkrankte, damit liegt die Zahl nun bei 9692, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg um 42 auf 213. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte am Donnerstagabend die Ausbreitung des Virus zu einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“. Die 194 Mitgliedsländer werden damit von der WHO empfohlene Krisenmaßnahmen untereinander koordinieren.

In Deutschland sind die Kliniken nach Ansicht des Bundesgesundheitsministeriums angemessen auf neue Coronafälle vorbereitet. Das Gesundheitswesen sei mit der derzeitigen Situation nicht überfordert, sagte Ministeriumssprecher Hanno Kautz. Infizierte bräuchten nur eine einfache Intensivstation, und die habe jedes Krankenhaus. Die Bundesärztekammer hingegen sieht die Krankenhäuser nicht ausreichend gewappnet. Optimal für Patienten mit diesem Virus seien Einzelzimmer mit Vorschleusen, von denen es aber nicht mehr sehr viele gebe, sagte die Pandemie-Beauftragte der Kammer, Susanne Johna, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

In Frankreich und Deutschland gibt es unterdessen erste Meldungen, wonach Menschen mit asiatischem Aussehen angefeindet und diskriminiert wurden. Unter dem Hashtag „ichbinkeinvirus“ setzen sie sich zur Wehr. Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hält dagegen. „Dass in Deutschland vereinzelt chinesische Touristengruppen angefeindet oder nicht mehr in Restaurants gelassen werden, ist nicht akzeptabel“, sagte Lauterbach. Medizinisch mache das auch keinen Sinn. Es sei sehr unwahrscheinlich, sich zu infizieren. „Wir dürfen Menschen nicht unter Generalverdacht stellen“, sagte Lauterbach: „Es genügt, die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen wie häufiges Händewaschen und in die Armbeuge husten zu beherzigen.“