Antritt des Referendariats im November Erstmals staatlich ausgebildete islamische Religionslehrer in NRW

DÜSSELDORF · Nachdem islamischer Religionsunterricht bislang nur von Seiteneinsteigern gegeben wurde, starten nun 15 Absolventen eines speziellen Studiengangs ihre Arbeit. Islamverbände fordern allerdings mehr Einfluss auf die Gestaltung des Unterrichts.

An nordrhein-westfälischen Schulen kommen in Kürze erstmals staatlich ausgebildete islamische Religionslehrer zum Einsatz. Nach Angaben des Landesschulministeriums werden die ersten 15 Absolventen des Lehramtsstudiengangs „Islamische Religionslehre“ im November ihr Referendariat antreten.

Bisher wurde islamischer Religionsunterricht nur von Seiteneinsteigern gegeben. An der Universität Münster studieren zurzeit 242 Personen den Lehramtsstudiengang „Islamische Religionslehre“ für alle Schulstufen. Von diesem Jahr an werden dem Schulministerium zufolge jährlich bis zu 60 Absolventinnen und Absolventen erwartet.

Als erstes Bundesland hatte NRW 2012 den bekenntnisorientierten Islamunterricht eingeführt und einen entsprechenden Lehramtsstudiengang an der Universität Münster auf den Weg gebracht. Das Vorhaben war zunächst umstritten. Kritiker äußerten die Sorge, dass der Islam an den Schulen zu großen Einfluss gewinne. Befürworter hielten dem entgegen, dass gerade die Vermittlung der islamischen Religion in der Schule die Kinder davor schütze, extremem Gedankengut zu verfallen.

Protest kommt auch von Islamverbänden: Einige fordern mehr Einfluss auf die Inhalte des Religionsunterrichts und die Auswahl der Lehrer. Inzwischen sind auch andere Bundesländer wie Bayern und Rheinland-Pfalz dem Vorbild Nordrhein-Westfalens zumindest in Ansätzen gefolgt.

Landesregierung will Unterricht ausweiten

Die neue schwarz-gelbe Landesregierung will den islamischen Religionsunterricht möglichst schnell ausweiten. Nach Angaben von Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, ist es das Ziel, in rund zehn Jahren genug Lehrkräfte für den islamischen Religionsunterricht an allen Schulen in NRW zur Verfügung zu haben.

Parallel dazu soll das bisherige Modell des Religionsbeirats bis August 2019 abgeschafft werden. Der Beirat war im Jahr 2012 als Übergangslösung und Interessenvertretung der Islamverbände eingeführt worden, weil diese nicht die rechtlichen Vorgaben einer Religionsgemeinschaft erfüllten.

Laut Gesetz haben nur Religionsgemeinschaften einen Anspruch, an der Erteilung von Religionsunterricht mitzuwirken. Im November soll ein Gerichtsurteil Klarheit bringen, ob zwei der Verbände als Religionsgemeinschaften einzustufen sind.

Bisher gibt der achtköpfige Beirat seine Zustimmung zu Lehrplänen und erteilt die Lehrerlaubnis für die Pädagogen. Vier Vertreter entsenden die großen Islamverbände Ditib, VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren), Zentralrat der Muslime und Islamrat. Die anderen vier ernennt das Schulministerium im Einvernehmen mit den Verbänden. Der Sitz der Ditib im Beirat ruht zurzeit aufgrund von Spitzelvorwürfen gegen Imame des Verbands.

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