Diskussionsreihe von GA und GIZ Expertinnen diskutieren Herausforderungen der globalen Ernährung

Bonn · Neue Runde der Diskussionsreihe „Die Welt im Gespräch“ von GA und GIZ: Expertinnen haben am Donnerstagabend über steigende Preise und Lieferengpässe diskutiert.

 Erntereifer Weizen leuchtet auf einem Getreidefeld.

Erntereifer Weizen leuchtet auf einem Getreidefeld.

Foto: dpa/Arne Dedert

Unter dem Titel „Krieg, Hunger, Klimakrise – Was hilft jetzt?“ ist am Donnerstag die Diskussionsreihe „Die Welt im Gespräch“ des General-Anzeigers und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in eine neue Runde gegangen. Moderiert vom Journalisten Lutz Warkalla, diskutierten Expertinnen die aktuellen Herausforderungen und Probleme der globalen Ernährung.

Durch den Krieg in der Ukraine steigen die Preise für Energie und Lebensmittel rasant an. Russland und die Ukraine bedienen zusammen rund 20 Prozent der Mais- und 30 Prozent der Weizenexporte weltweit. Meike Höffler, Expertin für nachhaltige Landwirtschaft am GIZ, unterstrich, dass man die Verknüpfung von Energie- und Agrarpreisen aus den Krisen von 2008 und 2011 kennen würde. Die steigenden Energiepreise verteuerten die Ernte-Einfuhr und die Transportkosten. Hinzu komme, dass durch die vorangegangene Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine die globalen Lieferketten gestört seien. „Wir haben uns in der weltweiten Zusammenarbeit noch nicht von Covid erholt“, so Höffler. Man habe bereits vor dem Krieg einen Anstieg der Nahrungsmittelpreise festgestellt.

Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe sagte, dass seit 2018 die Zahl der Hungernden zunehme. „Zurzeit hungern weltweit 811 Millionen Menschen. Das World Food Programm schätzt, dass durch die aktuelle Lage 74 Millionen weitere Menschen dazu kommen werden.“ Besonders betroffen seien Regionen, die ohnehin mit dem Klimawandel und Krisen zu kämpfen haben. „Südamerika und Asien haben Problemzonen, in Afrika ist es aber am dramatischsten“, so Hummel.

Fleischkonsum als wichtige Stellschraube

Julia Friederike Harnal, Vice President Public Affairs Agricultural Solutions bei BASF geht davon aus, dass sich die Situation verschärfen wird, je länger der Krieg andauert. “Die jetzige Situation ist noch nicht so schlimm, wie sie in sechs bis zwölf Monaten werden könnte”, sagte Harnal. Es gebe ein massives Problem in den Lieferketten. Für die kommenden Monate drohe eine Düngemittelknappheit. Hier sei Russland als Hauptlieferant für Stickstoffdünger der Treiber der Krise. Zurzeit hätten die meisten Nationen noch ausreichend Reserven. “Wir müssen am Handel und an der Offenheit der Grenzen arbeiten“, so Hanal. Außerdem müssten die großen Industrieländer bereit sein, die ärmeren Länder technologisch und mit Betriebsmitteln zu unterstützen. Höffler forderte im Gespräch eine sofortige Aussetzung der Beimischungsquote in den Biosprit. “Eigentlich müsste sich das zügiger durchsetzen. Damit wäre sofort mehr Getreide verfügbar.” Mittelfristig müsse man zudem weniger Getreide an Tiere zu verfüttern. “Es geht kein Weg daran vorbei, dass wir von der hohen Tierbesatzdichte wegmüssen”, sagte sie. Auch Harnal sieht im Fleischkonsum eine wichtige Stellschraube. “Wir müssen weniger Fleisch essen. Gerade in den reichen Ländern, sonst wird es kein Gleichgewicht von Ressourcen auf dem Planeten geben.”

Laut Höffler müsse man langfristig die Landwirtschaft umstellen. “Die landwirtschaftliche Transformation muss sich weltweit mehr mit Hinblick auf Resilienz ausrichten.” Man brauche mehr gemischte Systeme und Diversität. “Das enthebt uns aber nicht der Verantwortung, uns parallel um die Entwicklungsländer zu kümmern. Wir müssen uns mehr einschränken“, so Höffler.

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