Kommentar zur CSU Feuer und Wasser

Meinung · Bayern und die CSU sollen künftig wieder von einer Doppelspitze geführt werden. Unser Kommentator meint: Dass die Ämterteilung zwischen den beiden Erzfeinden Seehofer und Söder länger als einige Monate gutgehen kann, ist nahezu ausgeschlossen.

 (Noch-)Ministerpräsident Horst Seehofer: "Das Werk ist getan."

(Noch-)Ministerpräsident Horst Seehofer: "Das Werk ist getan."

Foto: Sven Hoppe

Horst Seehofer ist jetzt ein König ohne Land. Ein Ministerpräsident auf Abruf, der seine Haut als Parteichef gerade noch retten kann – und auch dies, wenn nicht alle Zeichen täuschen, nur für eine Zeit des Übergangs. Bayern und die CSU sollen künftig – wieder einmal – von einer Doppelspitze geführt werden. Beim letzten Versuch mit einer solchen Formation hat die Partei, die über Jahrzehnte absolute Mehrheiten gewohnt war, bei der Landtagswahl 2008 dramatisch Schiffbruch erlitten. Doppelspitzen sind in der von starken Führungsfiguren geprägten CSU seit jeher problematisch.

Franz Josef Strauß und Alfons Goppel, Theo Waigel und Edmund Stoiber, Erwin Huber und Günther Beckstein. Es hat nicht immer funktioniert, aber dieses Mal versucht es die CSU tatsächlich mit Feuer und Wasser: Der polternde, überehrgeizige und rücksichtslose Finanzminister Markus Söder soll die Regierungsgeschäfte übernehmen, Seehofer bleibt noch der Parteivorsitz.

Dass die Ämterteilung zwischen den beiden Erzfeinden länger als einige Monate gutgehen kann, ist nahezu ausgeschlossen. Wenn Seehofer und Söder etwas verbindet, ist es die abgrundtiefe Verachtung für den jeweils anderen. Gegenwärtig lässt sich noch nicht einmal sagen, ob der Machtkampf um die Spitze der Staatskanzlei und der CSU mit dieser Verabredung damit schon beendet ist. Seehofer und Söder versuchen sich mit Blick auf die bayerische Landtagswahl im kommenden September an einer Art Burgfrieden. Im Namen des großen Ganzen – in der Hoffnung auf eine absolute Mehrheit, die gegenwärtig sehr weit weg ist.

Dem CSU-Parteitag in der kommenden Woche in Nürnberg bleibt so zumindest ein Showdown auf offener Bühne erspart. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der ein ehrbarer Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten gewesen wäre, wollte sich dann doch nicht in eine Kampfkandidatur gegen den Haudrauf Söder stürzen. Franke gegen Franke – das wäre wohl auch für die an Regionalproporz gewöhnte CSU zu viel gewesen. Fingerhakeln ist ein beliebter Volkssport im Freistaat, aber die CSU ist gegenwärtig nicht stark genug, dass sie es sich leisten könnte, wenn sich ihr Spitzenpersonal vor aller Öffentlichkeit über den Tisch zieht.

Seehofer hat sein großes Ziel, Söder zu verhindern, nicht erreicht. Doch Söder ist damit noch nicht an seinem Ziel. Auf ihm lastet von dem Moment an, an dem er in die Staatskanzlei einzieht, die Verantwortung für das CSU-Ergebnis bei der Landtagswahl im kommenden Jahr. Auch deshalb bleibt Söder bis auf weiteres in einer gewissen Abhängigkeit zu Seehofer als Parteichef. Söder kann zuspitzen, polarisieren, aber die Fähigkeit, eine zerstrittene Partei zu befrieden, wird ihm nicht zugetraut. Für Söder spielt die Zeit. Er hat die Jahre noch vor sich, die Seehofer nicht mehr hat. Aber er muss das Ergebnis bringen, das eine CSU von ihm erwartet.

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