Bekämpfung des Schienenlärms Flüsterbremse kommt schleichend

Berlin · Die Bundesregierung verfehlt ihre Ziele bei der Bekämpfung des Schienenlärms. Die Umrüstung der Güterzüge auf "Flüsterbremsen" kommt nur schleppend voran.

 Bürgerinitiativen fordern ein Nachtfahrverbot für laute Züge.

Bürgerinitiativen fordern ein Nachtfahrverbot für laute Züge.

Foto: dpa

Im Oktober waren nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums erst 17,5 Prozent der Güterwaggons mit den vergleichsweise leisen Verbundstoffbremsen ausgestattet oder sind Neuwagen, die nicht so viel Lärm verursachen. Damit gerät das Ziel, bis 2020 alle Waggons auf Flüstertechnik umzustellen, außer Reichweite. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Bahnexperten Matthias Gastel hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Der Bundestagsabgeordnete Gastel kritisiert: "Wenn das so weitergeht, dauert es noch über 18 Jahre, bis die restlichen 142.000 Waggons auf Flüstertechnik umgestellt sind."

Zudem muss die Bundesregierung einräumen, dass im großen Stil Bundesmittel für lärmdämpfende Maßnahmen verfallen. Demnach waren Mitte Oktober noch nicht einmal die Hälfte der bereitgestellten Gelder abgerufen. In der Antwort heißt es: Aus dem "Lärmsanierungstitel" des Bundeshaushaltes seien bislang knapp 62 Millionen Euro abgeflossen. Insgesamt stehen für das Vorhaben in diesem Jahr 130 Millionen Euro zur Verfügung.

Für lärmdämpfende Maßnahmen ist die Bahn zuständig. Es werden etwa Lärmschutzwände gebaut, besonders betroffene Anwohner bekommen spezielle Lärmschutzfenster in ihren Häusern eingebaut.

Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, dass bis 2020 nur noch leise Güterwaggons auf dem Streckennetz unterwegs sind. Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass dieses Ziel auf freiwilliger Basis nicht erreicht wird. Ein Drittel der Waggons gehört der DB-Tochter Schenker, ein Drittel privaten Haltern, und der Rest sind Güterwaggons von ausländischen Unternehmen. Bislang unterstützt der Staat die Umrüstung mit etwa 50 Prozent der Kosten, beteiligt sich aber nicht an den erhöhten Instandhaltungskosten.

Die Speditionen halten sich bislang mit der Umrüstung zurück und warten ab, ob der Gesetzgeber ordnungsrechtliche Maßnahmen trifft. Ein Lärmschutzgesetz ist seit Langem in Arbeit. Gastel und andere Bahnexperten fordern als Maßnahme gegen die Lärmbelastung der Bürger, dass entlang der Güterzugtrassen 15 Messstellen aufgebaut werden. Dieses so genannte Zugmonitoring habe sich im Testbetrieb der Bahn bewährt. Dabei lasse sich in der Vorbeifahrt des Zuges feststellen, welche Radsätze an welchen Zügen beschädigt sind. Hintergrund ist, dass defekte Räder mit rauer Oberfläche die Schienen aufrauen und dies weitere Schäden verursache.

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