Kommentar zur Landessynode Form der Arbeitsverweigerung

Meinung | Bonn · Der Umgang der Evangelischen Kirche im Rheinland mit ihrer neuen Finanz-Software lässt an den Pannenflughafen BER denken, kommentiert Benjamin Lassiwe.

 Erstmals seit 45 Jahren ist die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zu einer regulären Tagung in Bonn zusammengekommen.

Erstmals seit 45 Jahren ist die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zu einer regulären Tagung in Bonn zusammengekommen.

Foto: epd

Ein bisschen fühlt man sich an den Berliner Pannenflughafen BER erinnert. Da kauft die Rheinische Kirche eine nicht fertig entwickelte Software – und das nachträgliche Bestellen von weiteren Programmteilen, das Herumwerkeln am Produkt und zusätzliche, externe Beratung lassen die Kosten des Projektes um fast 50 Prozent steigen. Und ähnlich wie am BER fehlen auch der Rheinischen Kirche Strategien und wirksame Kontrollmechanismen, um künftige Fehler zu vermeiden.

Exemplarisch zeigte sich das bei der Tagung der Landessynode in Bad Godesberg. Denn dort passierte – nicht sehr viel. Drei, vier Wortmeldungen gab es nach dem Pannenbericht von Vizepräsident Weusmann, mehr nicht. Nicht einmal ein weiterer Bericht auf der nächsten Tagung der Synode in Bad Neuenahr wurde von den Kirchenparlamentariern beantragt. Dabei ist das Haushaltsrecht das vornehmste Recht des Kirchenparlaments. Nur haben die Synodalen scheinbar keine große Lust, es wahrzunehmen.

Zugegeben, die nüchternen Zahlen des Haushaltsplanes sind weit weniger sexy als ein neues Missionskonzept, eine hochpolitische Stellungnahme zu Flüchtlingen oder der Klimapolitik oder eine Debatte zum gemeinsamen Abendmahl mit den Katholiken. Doch in fast allen evangelischen Landeskirchen in Deutschland ist es schon lange ein Problem, das abgesehen von den Experten der jeweiligen Haushalts- und Finanzausschüsse niemand mehr die Haushaltspläne liest. Und dass es gemeinhin als positiv empfunden wird, wenn der Etat des Folgejahres ohne eine einzige Frage aus den Reihen der Kirchenparlamentarier durchgewunken wird.

Doch das ist nicht positiv. Das ist vielmehr eine Form der Arbeitsverweigerung, die es durchaus verdient, auch in den Kirchenkreisen und Gemeinden an der Basis kritisch thematisiert zu werden. Denn geht es der Landeskirche finanziell schlecht, werden auch Missionskonzepte, Flüchtlingsprojekte, der Klimaschutz und große ökumenische Events schlicht nicht mehr möglich sein. Und im Übrigen, ganz generell gesprochen: Wenn sich die Synode nicht für den Umgang der Landeskirche mit dem Geld der Spender und Kirchensteuerzahler verantwortlich fühlt – wer, bitte, ist es eigentlich dann?

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