Griechenland-Krise Für Deutschland stehen 90 Milliarden im Feuer

BERLIN · Eine Staatspleite Griechenlands hätte für Steuerzahler, Banken und Versicherungen keine unmittelbar dramatischen Folgen. Die meisten Kredite, die der deutsche Staat dem griechischen Staat gewährt hat, sind erst nach 2020 fällig.

Das Risiko, das der deutsche Staat in Griechenland insgesamt eingegangen ist, wird auf 80 bis 90 Milliarden Euro beziffert. Klar ist nur, dass auch bei einer Pleite nicht das gesamte Geld weg wäre.

Wie viel davon verloren wäre, lässt sich nicht verlässlich sagen. Ende März hatte der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, den höchst denkbaren Verlust der Bundesrepublik Deutschland auf 87 Milliarden Euro beziffert.

Seitdem er diese Rechnung vorgelegt hat, hat die Europäische Zentralbank (EZB) das Volumen der sogenannten Ela-Kredite noch einmal kräftig ausgeweitet, und zwar von 69 auf nun 90 Milliarden Euro. Dadurch hat sich das Risiko Deutschlands, Geld zu verlieren, noch einmal vergrößert, da die nationalen Notenbanken im Fall einer Staatspleite einspringen müssten. Allein die staatliche Förderbank Kfw hat Griechenland 15,17 Milliarden Euro geliehen. Bei einem Ausfall müsste der Bund dafür eintreten.

Aus diesen zwischenstaatlichen Krediten bezieht der deutsche Staat allerdings auch Zinseinnahmen. Insgesamt flossen dafür bereits 360 Millionen Euro nach Deutschland, dieses Jahr wird mit 20 Millionen gerechnet.

Darüber hinaus bürgt Deutschland etwa zu einem Viertel für rund 141,9 Milliarden Euro, die Griechenland vom Rettungsfonds EFSF bekommen hat. Aus dem Programm von EZB-Käufen griechischer Staatsanleihen ergibt sich ein Verlustrisiko für Deutschland von 4,5 Milliarden Euro.

Direkte Folgen einer griechischen Staatspleite für deutsche Banken werden als gering eingeschätzt. Ende letzten Jahres hatten hiesige Institute nach Berechnung der Bundesbank noch 2,4 Milliarden Euro in Griechenland "im Feuer stehen". Staatsanleihen halten sie seit dem Schuldenschnitt vom Frühjahr 2012 kaum noch.

Damals mussten sie rund die Hälfte der Forderungen abschreiben. Das Geld deutscher Banken steckt vor allem in griechischen Unternehmen. Dies stellt deswegen ein Risiko dar, da in Folge einer Staatspleite auch viele griechische Unternehmen pleitegehen dürften. Den Verbindlichkeiten stehen aber auch Werte gegenüber. Konkret: Sollten griechische Reeder Zins und Tilgung nicht mehr zahlen, könnten Schiffe gepfändet werden.

Auch deutsche Versicherungen sehen sich durch die Ereignisse in Griechenland nicht existenziell bedroht: Ein Sprecher von Munich Re, dem weltweit größten Rückversicherer, sagte: "Wir haben keine griechischen Staatsanleihen mehr." Andere Anlagen seien zu vernachlässigen. Europas größter Versicher, die Allianz, hat derzeit etwa zehn Millionen Euro in griechische Anleihen und Aktien investiert. Insgesamt machten die Kapitalanlagen des Unternehmens Ende März 662 Milliarden Euro aus. Die Nummer drei der Rückversicherer, Hannover Rück, ist nach eigenen Angaben gar nicht mehr in Hellas engagiert.

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