Mahnwachen und Demonstrationen der G7-Gegner G7-Außenminister bereiten in Lübeck Gipfel vor

Lübeck · Der Waffenstillstand in der Ostukraine ist brüchig. Am Montag haben die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine nach einer Lösung gesucht. Nun geht es im Rahmen der G7 in Lübeck weiter, wo Proteste und Blockaden der Gipfel-Gegner erwartet werden.

 Demonstranten mit einer Rauchbombe tanzten am Montagabend in Lübeck auf der Nachttanzdemo gegen das G7 Treffen. Für Dienstag sind weitere Proteste angekündigt.

Demonstranten mit einer Rauchbombe tanzten am Montagabend in Lübeck auf der Nachttanzdemo gegen das G7 Treffen. Für Dienstag sind weitere Proteste angekündigt.

Foto: dpa

Die Außenminister der großen westlichen Industrienationen (G7) treffen sich an diesem Dienstag in Lübeck, um unter anderem über den Ukraine-Konflikt zu beraten. Am Montagabend hatten sich die Ressortchefs aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine in Berlin auf eine gemeinsame Erklärung zur Entschärfung des Konflikts in der Ostukraine geeinigt.

Vorbereitung auf den großen G7-Gipfel im Juni

In Lübeck wird Russland nicht dabei sein: Wegen der Annexion der Krim ist Moskau aus der Gruppe der wichtigen Industrienationen ausgeschlossen, G8 ist seit vergangenem Jahr wieder G7. Allerdings wird zum Auftakt in der Hansestadt auch US-Außenminister John Kerry fehlen, der im US-Kongress an einer Anhörung zum Atomdeal mit dem Iran teilnehmen soll. Er stößt erst am Mittwoch zu Steinmeier und seinen Kollegen aus Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan hinzu.

Im Großen und Ganzen geht es um die Vorbereitung des G7-Gipfels der Staats- und Regierungschefs, der am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau in Oberbayern stattfindet. Deutschland hat in diesem Jahr den Vorsitz der Gruppe. Zu weiteren Themen des Treffens neben der Ukraine-Krise gehören die Atomverhandlungen mit dem Iran, die Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und ein besserer Schutz vor der Ebola-Epidemie in Westafrika.

Mahnwachen und Kundgebungen

Aus Protest sind in Lübeck verschiedene Kundgebungen mit mehreren tausend G7-Gegnern geplant. Die größte mit mehreren Tausend Teilnehmern soll am Nachmittag mit einer Kundgebung beginnen und von 17.00 Uhr an durch die Altstadt bis zum abgesperrten Tagungsort ziehen. Zum Schutz vor Krawallen ist die Polizei mit etwa 3500 Beamten im Einsatz.

Eine erste Demonstration mit bis zu 500 Teilnehmern blieb am Montag aber friedlich, dort hatte es keine Zwischenfälle gegeben. Die Nacht sei ruhig verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Am Dienstagmorgen haben sich erste Menschen zu Mahnwachen gegen das Treffen der G7-Außenminister in der Hansestadt versammelt. Im Laufe des Tages sind Blockaden und weitere Demonstrationen angekündigt. Aus Angst vor Ausschreitungen hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund eine eigene Kundgebung abgesagt.

Außenminister forderten einen sofortigen Stopp der wiederaufgeflammten Kämpfe

Die Außenminister der Ukraine, Russlands, Deutschlands und Frankreichs forderten einen sofortigen Stopp der wiederaufgeflammten Kämpfe und befürworteten nach ihrem Treffen am Montagabend auch eine Stärkung der OSZE-Beobachtermission in der Region sowie die komplette Umsetzung des ins Stocken geratenen Gefangenenaustauschs.

Zudem verlangten sie gemeinsam den Rückzug weiterer schwerer Waffen und forderten die Konfliktparteien auf, umgehend die Besetzung der seit langem geplanten Arbeitsgruppen zur Vorbereitung einer politischen Lösung des Konflikts zu regeln. Diese sollen sich unter Aufsicht der Kontaktgruppe aus Vertretern Russlands, der Ukraine, der Separatisten und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über dringende humanitäre Hilfe für die Bevölkerung, Schritte zum Wiederaufbau und zur Vorbereitung der geplanten Lokalwahlen in der Ostukraine verständigen.

Langwierige und kontroverse Gespräche

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) berichtete am frühen Dienstagmorgen von sehr langwierigen und kontroversen Gesprächen. "Jedem ist bewusst, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben", sagte er nach dem rund vierstündigen Treffen. Ohne weitere Anstrengungen drohe der in der weißrussischen Hauptstadt Minsk vor zwei Monaten formulierte politische Prozess zu entgleiten, warnte Steinmeier.

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