Kongress der ENF-Fraktion des Europaparlaments Gegendemonstration unter dem Motto "Koblenz bleibt bunt"

Koblenz · Bunte Fahnen, Transparente und die „Ode an die Freude“ haben Demonstranten einem rechtspopulistischen Kongress in Koblenz entgegengesetzt. Es kamen viel mehr Teilnehmer als erwartet.

Rund 5000 Demonstranten haben inKoblenz friedlich gegen ein Treffen bekannter europäischer Rechtspopulisten protestiert. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) forderte auf einer Kundgebung zu Widerspruch gegen rechte Thesen auf: „Es ist Zeit, dass keiner mehr zuhause bleibt“, rief Dreyer den Demonstranten am Samstag zu. Die Menschen sollten aufstehen für ein freiheitliches und friedfertiges Europa und widersprechen, wenn an Stammtischen oder anderswo rechtspopulistisch argumentiert werde.

Die Demonstration unter dem Motto „Koblenz bleibt bunt“ richtete sich gegen einen Kongress der ENF-Fraktion des Europaparlaments mit rund 1000 Teilnehmern in der Rhein-Mosel-Halle. Die Polizei zählte am Ende bei Temperaturen um den Gefrierpunkt rund 5000 Teilnehmer bei der Gegendemonstration - fünfmal mehr als erwartet. Bunte Fahnen und Ballons wehten über der Menge. Vor der Kongress-Halle sangen die Teilnehmer den deutschen Text der Europahymne „Ode an die Freude“ zu Musik von Mitgliedern der Rheinischen Philharmonie.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte, er wende sich gegen ein „braunes Europa“. „Wir stehen hier für ein buntes, für ein offenes und für ein soziales Europa des 21. Jahrhunderts.“ Minderheiten seien in einer Gesellschaft eine Bereicherung und keine Last. Der Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig (SPD) sagte mit Blick auf die Kongress-Teilnehmer: „Wir sind Koblenz, nicht die Gäste in der Rhein-Mosel-Halle.“ Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter sagte, weder Koblenz, noch Deutschland, noch Europa werde den Rechtspopulisten überlassen.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte am Rande der Demonstration, es gehe darum, das zu bewahren, was die vorherigen Generationen aufgebaut hätten. Gabriel wurde zwischendurch von mehreren linksgerichteten Demonstranten bedrängt, so dass die Polizei dazwischen gehen musste. Es sei aber zu keiner Gewaltanwendung gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Polizeiführer Christoph Semmelrogge zog nach dem Einsatz „ein positives Fazit“. Die Belastungen für die Einsatzkräfte, unter anderem durch die Kälte, seien aber enorm gewesen.(dpa)

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