Kommentar zu Gerhard Schröder Kalte Liebe

Meinung | Berlin · Gerhard Schröder wurde als Ex- oder Alt-Kanzler zum Gaslobbyisten. Sein Einstieg bei russischen Energiekonzernen hatte von Anfang an ein Geschmäckle. Doch die SPD jagt Schröder nicht vom Hof. Vielleicht ist ihr auch die Fallhöhe zu groß, meint unser Autor.

Altkanzler Gerhard Schröder bleibt SPD-Mitglied. Das ist das Ergebnis des Parteiordnungsverfahrens gegen ihn.

Altkanzler Gerhard Schröder bleibt SPD-Mitglied. Das ist das Ergebnis des Parteiordnungsverfahrens gegen ihn.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Gerhard Schröder und die SPD – das ist Geschichte einer Zumutung. Es ist auch die Geschichte einer Langzeitbeziehung, einer Lebenslinie, einer alten Liebe. Aber nun ist daraus kalte Liebe geworden. Schröder hat die deutsche Sozialdemokratie 1998 nach 16 Jahren von Helmut Kohl zurück an die Spitze der Bundesregierung und sich selbst ins Bundeskanzleramt geführt. Schröder war der „Automann“, da lief noch vieles rund. Später wurde er als Ex- oder Alt-Kanzler zum Gaslobbyisten. Sein Einstieg bei russischen Energiekonzernen hatte von Anfang an ein Geschmäckle, weil Schröder als ehemaliger deutscher Regierungschef natürlich beste Verbindungen weltweit nun Gewinn bringend unter anderem für den staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft – und sich selbst – einsetzte. Schröder mutierte zum Gas-Gerd, wie ihn viele in seiner eigenen Partei, der SPD, plötzlich nannten. Seine Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin mag aus Schröders Sicht persönlich sein, tatsächlich aber hatte und hat sie immer politischen Charakter. Dass Schröder sich auch nach dem brutalen russischen Angriffs- und Vernichtungskrieg auf die Ukraine nicht von Putin lossagen wollte, kann mit Loyalität beschrieben werden – oder mit Realitätsverweigerung. Die SPD, die sich stets für weltweite Abrüstung, gegen Krieg, Unterdrückung und für Menschenrechte eingesetzt hat, konnte ihn so nicht weiterschrödern lassen.