Kommentar zum Attentat auf dem Breitscheidplatz Gesucht: die Wahrheit

Meinung | Berlin · Auch der nächste, jetzige Versuch einer Aufklärung des Attentats auf dem Berliner Breitscheidplatz gelingt nur bedingt. Wie viel muss noch schief laufen, fragt GA-Korrespondent Holger Möhle.

Wie viel muss noch schief laufen? Ein Gefährder. Noch ein Gefährder. Behörden-Chaos. Fehler der Ermittler. Ein Anschlag mit zwölf Toten. Und kurz darauf: Schnelle Abschiebung eines islamistischen Gefährders, der womöglich Unterstützer des Attentäters war.

Auch der nächste, jetzige Versuch einer Aufklärung des Attentats auf dem Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 gelingt nur sehr bedingt. Es bleibt vor allem ein Versuch, mit dem Horst Seehofer, Bundesminister für die innere Sicherheit, in die Offensive kommen möchte. Doch erneut bleiben Fragen offen, die auch der Bundesinnenminister nicht beantworten kann.

Die traurige Geschichte des Attentats auf dem Berliner Breitscheidplatz ist auch die Geschichte gigantischer Behördenpannen. Erst wurde der spätere Attentäter nicht abgeschoben, dann konnte er untertauchen, weil sich niemand für ihn zuständig fühlte. Jetzt steht einer seiner möglichen Unterstützer, der Anfang 2017 als Gefährder nach Tunesien abgeschobene Islamist Bilel Ben Ammar im Gerede, er könnte Mitarbeiter des marokkanischen Geheimdienstes gewesen sein.War er nicht, sagt Seehofer. Nach allem, was ihm an Informationen auf den Tisch gelegt worden ist. Vielleicht fehlt dabei ein Teil der Wahrheit, so wie derzeit der Aufenthaltsort von Ben Ammar fehlt.

Es bleiben allen Beteuerungen deutscher Sicherheitsbehörden zum Trotz, man habe keinen V-Mann im Umfeld des Breitscheidplatz-Attentäters Anis Amri platziert, Restzweifel an dieser Version. In der Welt der Geheimdienste gehört das Unmögliche in den Instrumentenkasten. Die Lüge muss nur groß genug sein. Dass ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss die Hintergründe des Attentats aufklären will, ist gut für die Demokratie und schlecht für die Arbeit der Polizei.

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