Bröckelnder Zusammenhalt Haben wir in der Corona-Krise das „Wir“ verloren?

Analyse | Bonn · Meine Impfung, meine Systemrelevanz, meine Freiheiten: Viele vermissen in der Krise eine Rückbesinnung aufs „Wir“. Leider ist das schwierig. Denn „Wir“ heißt ja auch: Die anderen. Und die sind halt anders.

  Covidus Destructivus bei der Arbeit:    Die reine Präsenz des Virus sorgt dafür, dass wir uns selbst zerlegen. „Gesellschaft“ war schon immer eine komplexe Sache.

Covidus Destructivus bei der Arbeit: Die reine Präsenz des Virus sorgt dafür, dass wir uns selbst zerlegen. „Gesellschaft“ war schon immer eine komplexe Sache.

Foto: Heiko Sakurai

Wer sagt, dass Gesellschaftstheorie nur Bandwurmsätze hervorbringt? Manchmal kommt ein Soziologe zu Erkenntnissen, die in ihrer simplen Geradlinigkeit verblüffen. „Ich finde, dass unsere Gesellschaft mehr positive und mehr negative Seiten hat als jede frühere Gesellschaft zuvor. Es ist heute also zugleich besser und schlechter.“ Das sagte ausgerechnet Niklas Luhmann, an dessen Hauptwerke „Soziale Systeme“ (675 Seiten) und „Die Gesellschaft der Gesellschaft“ (1164 Seiten) sich selbst Enthusiasten kaum heranwagen.