NSU-Prozess Handy-Spuren verraten Terrorhelfer

München · Kripo-Spezialisten haben aus tausenden Handy-Verbindungsdaten die Kontakte zwischen Beate Zschäpe und einem ihrer mutmaßlichen Helfer nachgezeichnet. Dabei wurde deutlich, wie eng das Verhältnis zwischen ihm und den Terroristen war.

 Beate Zschäpe auf dem Weg in den Gerichtssaal. Foto: Peter Kneffel

Beate Zschäpe auf dem Weg in den Gerichtssaal. Foto: Peter Kneffel

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Kriminalbeamte sagten als Zeugen vor dem Oberlandesgericht München aus, sie könnten nach Auswertung tausender Handy-Verbindungsdaten viele Telefonate und SMS zwischen André E. und der Hauptangeklagten Beate Zschäpe nachweisen. André E. soll bis zum Schluss den Kontakt mit den drei mutmaßlichen NSU-Terroristen gehalten haben.

Die Spezialisten des Bundeskriminalamts und der bayerischen Polizei hatten sich auf die letzten Monate vor dem Auffliegen des Trios am 4. November 2011 konzentriert, als Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in ihrem brennenden Wohnmobil in Eisenach starben und Beate Zschäpe in Zwickau die konspirative Wohnung in Brand setzte und floh.

Am Nachmittag dieses Tages habe E. drei Anrufe von einem Handy bekommen, das mutmaßlich von Zschäpe verwendet worden sei, sagte ein BKA-Beamter. Zwei weitere Anrufe seien von ihm ausgegangen. Die Anklage wirft E. vor, dass er Zschäpe bei der Flucht geholfen hat. Er soll sie in seinem Auto zum Bahnhof gefahren haben.

Ein weiterer Ermittler berichtete, E. müsse anschließend nach Potsdam gefahren sein. Sein Handy sei in den Funkzellen entlang der Autobahn A9 eingebucht gewesen. In Potsdam habe er einen Anwalt aufgesucht. Am nächsten Tag habe er einem Bekannten dessen Visitenkarte gezeigt.

Als Beleg für das enge Verhältnis zwischen E. und Zschäpe werten die Ermittler auch mehrere SMS, die E. an seine Ehefrau schickte. In einer heißt es: "Ich fahr' gerade Lisl und Geri wo hin, Mausi". Die Spitznamen "Lisl" und "Geri" stehen nach Erkenntnis der Strafverfolger für Zschäpe und Uwe Böhnhardt. Diese SMS verschickte E. am 25. Oktober 2011, also nur neun Tage vor dem Ende des NSU-Trios.

Für die Auswertung standen den Spezialisten die Verbindungsdaten von 8900 Handy-Telefonaten und die teils aufwendig rekonstruierten Speicherdaten aus mehreren Handys zur Verfügung. Auffällig sei, dass sich ab 4. November keine SMS mehr auf den Handys von E. und seiner Frau gefunden hätten. Sonst hätten beide täglich viele Kurznachrichten verschickt und bekommen.

Das NSU-Trio soll aus Fremdenhass und Hass auf den Staat zehn Menschen ermordet haben.

Die Verteidiger des als Helfer mitangeklagten Ralf Wohlleben beantragten unterdessen die Entlassung ihres Mandanten aus der Untersuchungshaft. Seine Anwältin sagte, das Gericht lasse sich zu viel Zeit und habe wichtige Zeugen bis heute nicht vernommen. Die inzwischen zweieinhalb Jahre lange U-Haft-Dauer sei unverhältnismäßig.

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