NRW-Wahl 2012 Hannelore Kraft besuchte bei den "Neuen Pfaden" ehemalige Langzeitarbeitslose

RHEINBACH · Es waren die persönlichen Geschichten der Menschen, denen Hannelore Kraft bei ihrem Besuch in der Initiative "Neue Pfade" nachspürte: Auf Einladung des Rheinbacher SPD-Vorsitzenden und Landtagskandidaten Folke große Deters besichtigte die Ministerpräsidentin die Einrichtung für Langzeitarbeitslose am Samstag im Rahmen ihrer "Kraft-Tour".

 Neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Gespräch mit Schützlingen der Initiative "Neue Pfade" in Rheinbach.

Neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Gespräch mit Schützlingen der Initiative "Neue Pfade" in Rheinbach.

Foto: Henry

Dabei setzte sie ein deutliches Signal für den Erhalt der Initiative zur Weiterqualifizierung und Begleitung Langzeitarbeitsloser, deren Fortbestehen durch die geplante Kürzung von Bundesmitteln gefährdet ist.

Beim Rundgang durch die Werkstatt und bei der anschließenden Dia-Präsentation der Projekte suchte Kraft das persönliche Gespräch mit den zumeist jungen, aber auch älteren Schützlingen der Organisation. Und förderte dabei so manches Schicksal und die Bedeutung der "Neuen Pfade" für dessen Bewältigung zutage.

Johanna (28) etwa war durch eine langwierige Krankheit plötzlich "weg vom Fenster" ihrer Ausbildung in der Altenpflege. "Nach und nach verliert man dann den Bezug zum normalen Tagesablauf. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen - aus dem mir eine Therapie und die Neuen Pfade herausgeholfen haben", sagt Johanna.

Ruth (49) hatte 27 Jahre lang berufliche Verantwortung als Direktionssekretärin getragen, bevor sie in eine Abhängigkeit und jahrelange Krankheit abrutschte. "Ohne Perspektive wäre ich aus dem Teufelskreis nicht rausgekommen. Ohne die 'Neuen Pfade' hätte ich meinen Pfad nicht mehr gefunden.

Sie haben mir neues Selbstvertrauen vermittelt", erzählte die 49-Jährige. Heute arbeitet sie als Ein-Euro-Jobberin im Altenheim und wünscht sich eine Perspektive auf dem ersten Arbeitsmarkt. Denn einfach nur die nächste Maßnahme, der nächste Ein-Euro-Job - damit ist Langzeitarbeitslosen nicht gedient.

"Ich kämpfe für eine vorbeugende Politik, die in die Qualifizierung der Menschen investiert. Die Schließung der 'Neuen Pfade' wäre unterm Strich teurer als ihre Weiterfinanzierung", betonte Kraft. Siglinde Weger und Wilfried Sturm, zwei der vier Geschäftsführer der Neuen Pfade, präsentierten der Ministerpräsidentin und den vielen Gästen aus Politik und Gesellschaft die Vielfalt der Projekte, die 20 Ehrenamtliche und sieben Festangestellte der "Neuen Pfade" auf die Beine stellen, um ihre Schützlinge für den Arbeitsmarkt fit zu machen.

Dazu zählen Arbeiten an der Stadtmauer, an der Römischen Wasserleitung und an der Waldkapelle, das Beschneiden von Kopfweiden, Graffiti-Entfernung an der Tomburg, das Bauen von Insektenhotels, die Ernte auf Streuobstwiesen und viel Fachtechnik in der Holzwerkstatt. Dabei gehe es keineswegs nur um die Vermittlung praktischer Fertigkeiten, sondern um die Rückkehr in einen strukturierten Tagesablauf, um Erfolgserlebnisse und die Stärkung des Selbstwertgefühls sowie um Wertschätzung, die viele der Gestrandeten lange vermisst haben.

Die "Neuen Pfade" wurden 2003 vom Georgsring und der Stadt Rheinbach ins Leben gerufen. Nach derzeitigem Stand wird die Förderung durch den Bund am 30. Juni auslaufen.

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