Martin Schulz in Bonn „Herr Erdogan benutzt die Sprache eines Wirtshausschlägers“

Bonn · Bei einem Besuch in Bonn hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gegenüber dem General-Anzeiger den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan scharf angegriffen und drohte mit Konsequenzen.

Das Verhältnis zwischen der deutschen und der türkischen Regierung hat sich weiter verschlechtert. Nach der von Ankara erwirkten Festnahme des Schriftstellers Dogan Akhanli und persönlichen Attacken von Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) griff SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz das türkische Staatsoberhaupt scharf an.

„Der türkische Staatspräsident hat jedes Maß verloren. Herr Erdogan benutzt die Sprache eines Wirtshausschlägers, aber nicht die Sprache eines Staatsoberhauptes“, sagte Schulz dem General-Anzeiger am Dienstag.

Für Wirbel sorgten zudem Berichte, Anhänger Erdogans hätten Gabriels Ehefrau am Telefon bedroht. Der Außenminister selbst hatte davon berichtet und indirekt den türkischen Präsidenten verantwortlich gemacht. Bereits vergangene Woche hatte Erdogans Aufruf an die Deutschtürken, bei der Bundestagswahl CDU, SPD und Grüne zu boykottieren, für Empörung in Deutschland gesorgt.

SPD-Chef Schulz drohte Erdogan nun mit Konsequenzen für den geplanten Ausbau der Zollunion. „Wenn Herr Erdogan persönlich die Lage weiter verschärft, sollte die Bundesregierung Initiativen ergreifen, um die Verhandlungen zur Erweiterung des Zollunionsabkommens auszusetzen“.

Mit Blick auf den Fall Ahanli zeigte sich am Dienstag auch die EU-Kommission verärgert. „Achselzucken alleine ist auf Dauer keine politische Strategie“, sagte Erweiterungskommissar Johannes Hahn der Süddeutschen Zeitung. Die Mitgliedstaaten sollten „diskutieren, welche strategischen Konsequenzen aus diesem Verhalten zu ziehen sind“.

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