Kämpfer gegen das Vergessen Holocaust-Überlebender Max Mannheimer stirbt mit 96 Jahren

München · Es war seine Lebensaufgabe, öffentlich gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu kämpfen. Nun ist der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer, der sich mit eindringlichen Worten, aber auch mit viel Charme für eine Versöhnung einsetzte, im hohen Alter gestorben.

 Max Mannheimer setzte sich seit den 1980er Jahren unermüdlich als Zeitzeuge für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus ein.

Max Mannheimer setzte sich seit den 1980er Jahren unermüdlich als Zeitzeuge für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus ein.

Foto: Andreas Gebert

Trauer um Max Mannheimer: Der Holocaust-Überlebende ist im Alter von 96 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben. Dies teilte die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gabriele Hammermann, mit.

Wie kein Zweiter habe sich Mannheimer mit seiner ganzen Person eingebracht, um gegen das Vergessen anzukämpfen und gleichzeitig als Versöhner aufzutreten. Mannheimer sei am Freitagnachmittag gestorben.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Mannheimer. "Wir schulden ihm Dank", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert. Mannheimer sei ein "Mahner gegen das Vergessen und großer Versöhner" gewesen. Als "schmerzlichen Verlust" bezeichnete Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den Tod des Holocaust-Überlebenden. "Er wird uns allen fehlen", sagte Seehofer laut Mitteilung. Mit leidenschaftlichem Engagement habe Mannheimer eine Brücke gerade zu jungen Menschen gebaut.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter betonten, Mannheimer sei ein wichtiger Zeitzeuge der Nazi-Verbrechen gewesen. "Es ist unsere Aufgabe, diese Erinnerungen an die Grausamkeiten des Nazi-Regimes wach zu halten." Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte, Deutschland verliere Deutschland "eine tief beeindruckende, herausragende Persönlichkeit". Zeitzeugen-Stimmen wie die Mannheimers hätten "großen Anteil an der Erinnerungskultur, die Deutschland mühsam erlernt hat".

Die jüdische Familie Mannheimer aus Mähren im heutigen Tschechien geriet trotz Flucht in die Hände der Hitler-Schergen. Sie wurde ins Konzentrationslager Theresienstadt und von dort nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Mannheimer verlor fast seine ganze Familie. Er selbst war mehr als zwei Jahre in Konzentrationslagern gefangen, ehe er wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges von US-Soldaten befreit wurde.

Es wurde seine Lebensaufgabe, öffentlich gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu kämpfen. Unermüdlich engagierte er sich seit den 1980er Jahren als Zeitzeuge für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Mannheimer engagierte sich in der Lagergemeinschaft Dachau und war seit 1988 deren Vorsitzender.

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