Desaströses Ergebnis Immer wieder Pech mit dem Personal
BONN · Die Bonner CDU ist nach dem desaströsen Wahlergebnis am Tiefpunkt angekommen. Der Ausgang dieser Landtagswahl besiegelt nicht nur das (vorläufige) Ende der Polit-Karriere von Benedikt Hauser. 22,6 Prozentpunkte bei den Zweitstimmen: Das hat die Bonner CDU auf einen Tiefpunkt gebracht, wie sie ihn zuvor noch nie erlebt hatte.
Noch nicht einmal, als der Korruptionsskandal um Ex-Ratsfraktionschef Reiner Schreiber vor zehn Jahren die Partei in ihren Grundfesten erschütterte. Seit Sonntag ist die Bonner CDU erstmals in ihrer Geschichte weder im Bund noch im Land mit eigenen Mandatsträgern vertreten.
Der Tag nach der Wahl: Hauser (47) wirkt angeschlagen. Kein Wunder. Der Bonner CDU-Politiker hat vor noch nicht mal 24 Stunden seinen Job als Landtagsabgeordneter verloren. Im Wahlkreis Bonn II , wozu die für alle anderen Parteien bisher als uneinnehmbar geltenden CDU-Hochburgen Bad Godesberg und Hardtberg zählen, hatte Renate Hendricks (SPD) erstmals und überraschend die Nase vorn.
Satte 13 Prozentpunkte bei den Erststimmen hat Hauser zum Beispiel im Stimmbezirk Marienforster Straße in der Badestadt verloren. Sein persönliches Waterloo. "Erschütternd", sagt er. Im Nachhinein, so weiß er jetzt, war die Kandidatur von Bundesumweltminister Norbert Röttgen im Wahlkreis Bonn I wohl keine so gute Idee. "Er ist in der Bevölkerung nicht gut angekommen. Das hat sich auch auf meinen Wahlkreis ausgewirkt."
Hauser sitzt in seinem Wahlkreisbüro in der Kessenicher CDU-Parteizentrale und "wickelt ab". Dazu gehört die Absage von zahlreichen Einladungen, die er noch als Mandatsträger der Bonner CDU erhalten hat. Und - für Hauser besonders schlimm - die Kündigung seiner beiden Mitarbeiter. Noch bis zu sechs Monate wird Hauser, der nur zwei Jahre dem Düsseldorfer Parlament angehörte, ein Übergangsgeld erhalten. Vermutlich wird der Jurist zu seinem früheren Arbeitgeber zurückkehren, der Regionalverkehr Köln GmbH. Gespräche stünden noch an.
Bis Oktober 2010, also ein halbes Jahr nach der Landtagswahl, hatte Hauser, der aus einer angesehenen christdemokratischen Politikerfamilie aus Bad Godesberg stammt, zudem noch die Bonner CDU-Ratsfraktion geführt. Sein 1997 verstorbener Vater Alo Hauser war lange Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Bonner CDU. Dessen Halbbruder Norbert Hauser war Vizepräsident des Bundesrechnungshofes und führte selbst einige Jahre lang die Bonner CDU-Fraktion. Geblieben ist Benedikt Hauser jetzt nur das Mandat als Stadtverordneter - ein ehrenamtlicher Job, für den es nur eine Aufwandsentschädigung gibt.
Hinter den Kulissen von Fraktion und Kreisverband werden jetzt die Wunden geleckt. Nach dem desaströsen Wahlabend steht Ursachenforschung ganz oben auf der Agenda. Wie so oft, wenn es - wie seit mindestens 20 Jahren in der Bonner CDU zu beobachten ist - vor allem bei ihren Spitzenkandidaturen schiefgelaufen ist. Was seitdem in aller Regel auch mit einem kontinuierlichen Stimmenverlust insgesamt für die CDU einhergeht.
Ausnahme: die Kommunalwahl 1999, als die CDU nach fünf Jahren Rot-Grün mit 51 Prozent die absolute Mehrheit im Alten Rathaus zurückeroberte. Ohne allerdings den OB-Posten wiederzuerlangen. Ihr damaliger OB-Kandidat Helmut Stahl scheiterte bei der Stichwahl nur knapp an Amtsinhaberin Bärbel Dieckmann (SPD). Dieckmann hatte fünf Jahre zuvor für eines der ersten Wahldebakel in der CDU-Hochburg Bonn gesorgt, als sie den damaligen, langjährigen OB Hans Daniels besiegte. Erstmals holten damals SPD-Stadtratskandidaten auch einige Kommunalwahlbezirke direkt.
Als Super-Gau sahen es viele in der CDU, als Ulrich Kelber (SPD) bei der Bundestagswahl 2002 gegen Stephan Eisel (CDU) gewann: Der so genannte Adenauer-Wahlkreis Bonn ging erstmals verloren. Manche Christdemokraten fühlten sich damals von Norbert Hauser verraten, der vorher Bonn im deutschen Parlament vertreten hatte.
Er hatte nicht mehr kandidiert, weil er den Posten im Bundesrechnungshof vorzog. Gegen Hauser, so sind alte CDU-Kämpen überzeugt, hätte Kelber keine Chance gehabt. Eisel wurde anschließend zu einer der traurigsten Gestalten in der Bonner CDU: Noch zweimal unterlag er Kelber beim Kampf ums Bonner Direktmandat. Und dann Christian Dürig. Der Meckenheimer wurde 2009 von Stahl als OB-Kandidat der CDU gegen Jürgen Nimptsch (SPD) ins Rennen geschickt. "Ein Verlegenheitskandidat", hieß es später. Nach seiner Niederlage.