Parteien sehen Nachholbedarf In NRW gibt es kaum Frauen in der Kommunalpolitik

Berlin/Düsseldorf · Im bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es nur eine Landrätin und eine Oberbürgermeisterin. Grünen-Chefin Annalena Baerbock erklärt, eine aktive Frauenförderung sei gerade in der Kommunalpolitik essenziell.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es nur eine Landrätin und eine Oberbürgermeisterin.

Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Der drastische Frauenmangel unter Landräten und Oberbürgermeistern in NRW als bevölkerungsreichstem Bundesland soll nach parteiübergreifendem Willen bei der Kommunalwahl im September überwunden werden. „Hier ist in allen Parteien ein deutlicher Nachholbedarf festzustellen“, sagte der Bundesvorsitzende der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik, der scheidende Gelsenkirchener OB Frank Baranowksi, unserer Redaktion.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock erklärte auf Anfrage, eine aktive Frauenförderung sei gerade in der Kommunalpolitik essenziell. „Für mich zeigt das erneut, wie wichtig eine Quote gerade für Wahllisten auch in der Kommunalpolitik ist.“

Der Frauenanteil in den Kommunalparlamenten in NRW,  396 Gemeinden und 31 Kreise,  liegt durchschnittlich bei 25 bis 30 Prozent. Einzige Landrätin ist Eva Irrgang (CDU) in Soest, einzige Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) in Köln. „Das ist erschreckend wenig“, beklagte der kommunalpolitische Sprecher der Linken in NRW, Hans Decruppe.

Einen hohen Perfektionsanspruch hält die FDP-Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin in Düsseldorf, die Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, für einen der Gründe für den Frauenmangel. „Frauen wollen in allen Bereichen das Beste geben.“ Die ehrenamtlichen kommunalpolitischen Ämter seien aber „Zeitfresser“. Das kollidiere oft mit dem Anspruch an eigene Höchstleistung.

Die Bundesvorsitzende der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker, Judith Pirscher aus Detmold, sagte: „Es ist für die Politik vor Ort wichtig, wenn auch aus Sicht von Frauen die Probleme erörtert und angegangen werden. Der Politikstil von Frauen ist ein andere.“

Zurückhaltend bewertete die CDU die Lage. Der Bundesvorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung der Union, der Bundestagsabgeordnete Christian Haase aus NRW, ging auf Anfrage nicht auf die Lage der Frauen ein. Man müsse prüfen, ob es strukturelle Hindernisse gebe, die „bestimmte Gruppen benachteiligen könnten“.

Der Linken-Politiker Decruppe sagte, es helfe nur eine Quotierung und gezielte Unterstützung gerade auch jüngerer Frauen. „Es sind gesellschaftliche Strukturen, die Männer privilegieren und den geringen Frauenanteil verursachen.“

Baranowksi sagte, bei den Wahlen der Hauptverwaltungsbeamten wie Oberbürgermeister und Landräte gebe es naturgemäß keine Quote.  In Bonn kandidieren mit Katja Dörner von den Grünen und Lissi von Bülow von der SPD gleich zwei Frauen gegen den Amtsinhaber von der CDU.