Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner geht gegen Qualzucht von Hunden vor

BERLIN · Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner wird Ausstellungen von Hunden mit entsprechenden Merkmalen verbieten. Der Verband für das deutsche Hundewesen fordert Registrierung und ein Heimtierzuchtgesetz.

 Ein Mops.

Ein Mops.

Foto: Pixabay

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) wird Ausstellungen von Hunden untersagen, die Merkmale verbotener Qualzuchten aufweisen wie sie etwa bei Mops und Bulldogge vorkommen. „Tierärzte berichten von vielen Tieren mit gesundheitlichen Problemen aufgrund von Qualzuchtmerkmalen. Das lässt darauf schließen, dass viele Züchter gegen das Verbot verstoßen“, sagte Klöckner unserer Redaktion. Die Kontrolle solcher Gesetzesverstöße ist schwierig.

Der Ministerin zufolge muss das zuständige Veterinäramt im Einzelfall feststellen, ob bei der Zucht zu erwarten war, dass Welpen Körperteile oder Organe fehlen oder kein gesundes Hundeleben zu erwarten hätten. „Wir werden deshalb die Ausstellung solcher Tiere verbieten und damit auch den Anreiz für solche Züchtungen nehmen. Es ist doch absurd, dass diese Tiere auch noch prämiert werden – obwohl ihre Zucht gesetzeswidrig ist“, sagte die CDU-Politikerin.

Es sei nicht vertretbar, dass ein Tier leiden müsse, um den ästhetischen Ansprüchen seines Herrchens oder Frauchens zu entsprechen. „Manche Hunde können nur schwer atmen, das geht bis zum Kreislaufkollaps mit Ohnmacht.“ Klöckner verwies darauf, dass es nicht um einzelne Rassen gehe. „Es ist zwar richtig, dass die Problematik bei Möpsen oder auch Englischen oder Französischen Bulldoggen weit verbreitet ist, es gibt aber auch hier Tiere, die zum Beispiel wieder längere Nasen aufweisen.“

Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), dem größten Dachverband für Hundezucht und Hundesport in Deutschland, sagte auf Anfrage, der bekannteste Vertreter der sogenannten „brachycephale Hunderassen“ sei der Mops. Sein Verband beobachte seit langem die Übertreibung einiger Rassemerkmale wie verkürzte Schnauzen, was die Tiere zunehmend behindere. Der VDH habe vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit der Bundestierärztekammer und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft begonnen, die Gesundheit der Rasse zu verbessern.

Kopernik bezweifelt, dass ein Ausstellungsverbot von Tieren durchschlagenden Erfolg habe. Die Ausstellungen hätten nur einige Zehntausend Besucher pro Jahr. Viel mehr Einfluss habe TV-Werbung. Beiträge mit einer Bulldogge am Strand oder einem Mops im Auto erreichten ein Millionenpublikum. Das schaffe den viel größeren Anreiz, ein solches Tier zu kaufen. Wichtiger wäre, ein Heimtierschutzgesetz zur besseren Kontrolle von Zuchten zu erlassen, denn bisher unterliege die Heimzierzucht keiner Kontrolle. Ferner forderte er eine bundesweit Registrierung aller Hunde. Insgesamt gebe es in Deutschland schätzungsweise sieben bis neun Millionen Hunde. Es gebe einen „wilden Handel“ unter anderem mit Tieren aus dem Ausland.

Dem VDH seien im vorigen Jahr 400 Mops-Welpen gemeldet worden. Nach Angaben der Tierschutzorganisation TASSO, die die Tiere auf Wunsch ihrer Besitzer per Chip vom Tierarzt zentral registriert und im Fall des Verschwindens bei der Suche hilft, seien aber rund 4000 Mops-Welpen angemeldet worden. Bei der Französischen Bulldogge sei das Verhältnis 250 bis mehr als 5000. Insgesamt sei der VDH über rund 80.000 Welpen pro Jahr informiert. Inklusive Mischlingshunden liege die geschätzte Gesamtzahl aber bei bis zu 800.000 Welpen. Die kontrollierte Zucht liege demnach im Bereich von zehn Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort