Neuer Dialog im Erzbistum Köln Kardinal Woelki und Laien reden wieder miteinander

Drei Monate hat es gedauert, bis die Spitzen von Erzbistum und Diözesanrat wieder ein Treffen vereinbart haben - wenn auch nur virtuell. An diesem Donnerstagabend soll es stattfinden.

 Nimmt den Dialog mit dem Diözesanrat wieder auf: Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Foto: dpa

Nimmt den Dialog mit dem Diözesanrat wieder auf: Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Foto: dpa

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Sprachlosigkeit zwischen der Kölner Bistumsspitze und dem höchsten Laiengremium in der Erzdiözese ist offenbar zu Ende. An diesem Donnerstagabend treffen sich nach Informationen des General-Anzeigers Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und der Vorstand des Diözesanrates zu einem ersten Gespräch nach drei Monaten Pause. Es soll, genau einen Monat nach Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens, Corona-gerecht als Videokonferenz stattfinden. Über Ergebnisse des Treffens soll am Freitag informiert werden.

Voraufgegangen war in den vergangenen Tagen ein Hin und Her über den Vorschlag des Diözesanrates, eine sogenannte Diözesansynode für das Erzbistum einzuberufen. Am Dienstag lehnte das Erzbistum den Vorschlag rundheraus ab, einen Tag später relativierte ein Sprecher, die entsprechenden Gremien seien noch mit dem Thema befasst und hätten noch keine endgültige Entscheidung getroffen.

Worum geht es? Bei seiner Vollversammlung am Samstag warf der Diözesanrat der Bistumsleitung vor, die Basis bei der Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche zu wenig einzubeziehen. Die Vorstellung des Missbrauchsgutachten des Erzbistums Köln liege vier Wochen zurück „und wir merken gerade, dass wir nicht vorankommen“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Tim Kurzbach. „Wir laufen derzeit als Basis mit unseren Fragen und Anliegen gegen eine Gummiwand.“

An der Diözesansynode sollten nach Vorstellung des höchsten Laiengremiums alle Akteure im Erzbistum beteiligt werden. Dazu gehören seiner Ansicht nach auch die Räte, Verbände und Gruppierungen der katholischen Frauen. Der Beschluss trägt den Titel „Ein neuer Aufbruch muss her - eine Diözesansynode öffnet neue Wege der Zusammenarbeit und der Kommunikation!“. Kurzbach erklärte, eine gemeinsam von Laien und Bistumsleitung geführte Synode müsse einen verbindlichen Rahmen für die Zukunft schaffen und die systemischen Ursachen für Missbrauch thematisieren.

In seiner ersten Stellungnahme, die dem GA vorliegt, hob das Erzbistum hervor, dass es ja auf dem „Pastoralen Zukunftsweg“ eine breite Beteiligung der Gläubigen gebe. Genau das wäre im Rahmen einer Bistumssynode so nicht möglich. „Im Gegensatz zu einer Diözesansynode – die eine Art Beratungsgremium von ausgewählten Laien und Priestern darstellt – fußt die Herangehensweise des Zukunftsweges auf einer sehr viel breiteren Basis“, so eine Sprecherin des Erzbistums am Dienstag. Einen Tag später kam dann die Relativierung. Vielleicht ist das ja ein Hinweis darauf, dass man den Vorschlag des Diözesanrates doch als Möglichkeit in Erwägung zieht, wieder in ein intensiveres Gespräch zu kommen.

Der Diözesanrat hatte Ende Januar dem Erzbischof offiziell das Vertrauen und die Zusammenarbeit beim Pastoralen Zukunftsweg und der damit verbundenen Pfarreienreform aufgekündigt. Er stellte sich in einer außerordentlichen Vollversammlung gegen Woelki. Diözesanratschef Kurzbach hatte seinerzeit im Zusammenhang mit der Weigerung, das erste Missbrauchsgutachten zu veröffentlichen, erklärt: „Es ist schier unglaublich, wie sich die Leitung des Erzbistums verhält. Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise, die wir alle je erlebt haben. Der Erzbischof von Köln hat als moralische Instanz versagt und zeigt bis heute keine Haltung.“

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