Mehr Sport im Alltag Klimmzüge an der Bushaltestelle

DÜSSELDORF · Die künftige Vorsitzende der Sportministerkonferenz, die nordrhein-westfälische Ressortchefin Ute Schäfer (SPD), will die "Trimm-Dich"-Bewegung neu beleben. Bewegungsmuffel sollen an Haltestellen beim Warten auf den Bus, in Parks oder auf Bolzplätzen an einfachen Geräten ohne großen Aufwand kleine Übungen machen können.

 Sport to go: Solche Geräte könnten demnächst auch an Haltestellen in Nordrhein-Westfalen aufgebaut werden.

Sport to go: Solche Geräte könnten demnächst auch an Haltestellen in Nordrhein-Westfalen aufgebaut werden.

Foto: NRW-Sportministerium

"Wir wollen den Sport zu den Menschen bringen", sagte Schäfer dem General-Anzeiger. Die Ministerin wird ihre Initiative "Sport to go" Anfang nächsten Jahres den Sportministern der Länder vorstellen, damit sie die Empfehlung bundesweit unterstützen.

Mit einfachen Reckstangen für Klimmzüge oder Steppern zum Gehen sollen Kinder und Senioren schnell und unkompliziert niederschwellige Bewegungsangebote erhalten. Nach Angaben Schäfers ist Bewegungsmangel die Ursache vieler heutiger Zivilisationskrankheiten. Gerade Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten seien häufig Folge von Bewegungsmangel. "Der Anteil der Übergewichtigen hat einen Besorgnis erregenden Umfang erreicht", sagte Schäfer. Bewegung und Sport müssten deshalb stärker in den Alltag integriert werden und vor Ort in öffentlichen Räumen ohne großen Aufwand möglich sein.

Schäfer warb dafür, dass sich Sponsoren wie Krankenkassen, Firmen, Vereine und Kommunen an der Finanzierung der einfachen Geräte beteiligen. "Sport to go" könne ein Türöffner für den Einstieg in regelmäßiges Sporttreiben sein. "Deshalb ist es wichtig, dass Sportvereine vor Ort mitmachen und mit eigenen Angeboten in Vereinen sichtbar werden", sagte Schäfer. So könnten Vereine auf Spielgeräten für die Bewegung in der Gemeinschaft werben.

In Ländern wie Brasilien und Spanien ist die Installation einfacher Sportgeräte auf Plätzen und an Haltestellen längst üblich. Schäfer sieht Möglichkeiten nicht nur auf Tausenden von Bolzplätzen in Deutschland, sondern auch auf Schulhöfen oder im Eingangsbereich öffentlicher Gebäude.

Für Kinder und Jugendliche hat NRW in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund (LSB) bereits die Aktion "KommSport" gestartet. In 33 Kommunen nehmen Grundschulkinder an einem Test teil und erhalten anschließend konkrete Bewegungsempfehlungen. In drei Jahren will das Land so 600 Grundschulen erreichen. Wenn ein besonderer Förderbedarf vorliegt, werden mit Hilfe von Land und LSB konkrete Sportangebote organisiert, damit jedes Kind die Chance hat, Sport zu treiben. Mit dem Landessportbund hat NRW sich auf die Formel "3+2+x" verständigt. Das heißt: Drei Stunden Schulsport, zwei Stunden Sport im Ganztag und das "x" steht für Pausensport, Frühsport oder Bewegungselemente im Unterricht. Schäfer wies darauf hin, dass die drei Stunden Schulsport in den Lehrplänen vorgesehen sind, aber nicht überall erteilt würden. Zwei Stunden Sport im Ganztag würden fast überall erreicht. Wie hoch das "x" ausfällt, hänge von der Schule und dem Lehrerkollegium ab.

Ziel der Aktionen für mehr Bewegung sei es, alle Altersgruppen zu erreichen. Wenn die einfachen Geräte im Stadtbild verankert seien, könnten sie "im Vorbeigehen" genutzt werden. Schäfer erinnerte daran, dass Bewegung auch große Effekte beim Lernen habe und Konzentrationsmängel verringere.

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