Apotheken zufrieden, Betroffene enttäuscht Gemischte Bilanz nach kostenloser Ausgabe von FFP2-Masken

Berlin · Die erste Ausgabephase von kostenlosen FFP2-Masken endet mit einem geteilten Echo. Die Apotheken sind zufrieden, Betroffene zeigen sich enttäuscht. Zertifikate sollen nun in der zweiten Phase vor Missbrauch schützen.

 Initiierte die Maskenaktion: Gesundheitsminister Jens Spahn.

Initiierte die Maskenaktion: Gesundheitsminister Jens Spahn.

Foto: dpa/Michael Sohn

Zum Auslaufen der ersten Masken-Ausgabephase an diesem Mittwoch fällt die Zwischenbilanz zwiespältig aus. Die Apotheken betrachten die kostenlose Abgabe von drei Schutzmasken an Angehörige von Risikogruppen als positiv und sagen: „Die Aktion hat funktioniert.“ Viele Betroffene sehen das anders, nachdem sie – häufig auch vergeblich – in langen Schlangen stehen mussten. Mehrere Leser meldeten unserer Redaktion, immer noch keine Masken bekommen zu haben. Und auch die Opposition hat viele Fragen.

In einer am 15. Dezember ohne jeglichen Vorlauf für die Apotheken in Kraft getretenen Verordnung hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verfügt, dass alle ab 60 und zahlreiche chronisch Kranke sich drei FFP2-Schutzmasken auf Kosten des Bundes in Apotheken aushändigen lassen können. Diese bieten im Gegensatz zu den einfachen OP-Masken deutlich mehr Schutz vor dem Coronavirus auch für den Träger selbst.

In einer zweiten Phase können sich die auf rund 27 Millionen Personen geschätzten Anspruchsberechtigten bis zum 28. Februar und in einer dritten Phase noch einmal bis zum 15. April jeweils sechs weitere Schutzmasken abholen, dieses Mal versehen mit einem Eigenbeitrag von je zwei Euro.

Apotheken entstanden zahlreiche Kosten

Allerdings gibt es im Unterschied zur ersten Abgabewelle nun einen Schutz vor Missbrauch. Reichte bislang nur die Vorlage des Personalausweises oder das Wissen des Apothekers um eine chronische Erkrankung aus, um die Gratis-Masken (auch in mehreren Apotheken hintereinander) zu erhalten, müssen nun fälschungssichere Zertifikate vorgelegt werden, die in den nächsten Tagen und Wochen von den Krankenkassen ihren betroffenen Mitgliedern zugeschickt werden.

Nach der Auswertung einer Umfrage unter 350 Apothekern geht die Abda, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, davon aus, dass rund 84 Prozent aller Nachfragenden bereits in der ersten Woche mit Masken versorgt werden konnten. Drei von vier Apotheken hatten danach bereits mehr als 2500 kostenlose Schutzmasken verteilt. Fast die Hälfte der Apotheken hätte dafür zudem ergänzende räumliche Vorkehrungen getroffen und weitere Arbeitsplätze eingerichtet. Fast jede dritte Apotheke hatte dafür zusätzliche Mitarbeiter beschäftigt.

Opposition übt Kritik an der Maskenaktion

Nicht nur diese Kosten entstanden den Apotheken. Personal- und zeitaufwändig sei auch das Bestellen, Beschaffen und Umverpacken der Masken gewesen, berichtete Abda-Sprecher Reiner Kern. Nach seinem Eindruck waren Einkaufspreise, Qualität, Lieferzeiten und Liefergarantien sehr undurchsichtig und volatil und erforderten von den Apotheken intensive Recherchen. Im Verlauf der Aktion seien zudem steigende Preise zu beobachten gewesen. Sechs Euro erstattet der Bund aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds den Apotheken pro Maske – allerdings im Verhältnis zu den im dritten Quartal jeweils abgegebenen Medikamentenpackungen.

Im Einkauf beim Hersteller liegen die Masken überwiegend zwischen einem und zwei Euro mit steigender Tendenz.

Deshalb wollen die Grünen von der Regierung unter anderem wissen, wie sie zu dem Erstattungspreis von sechs Euro gekommen ist. Fraglich seien zudem etliche Details der Maskenabgabe und warum auch Bezieher von Transferleistungen zur Kasse gebeten werden.

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