Kriminalstatistik für 2019 Kriminalität in NRW sinkt auf 30-Jahres-Tief

Düsseldorf · Im vergangenen Jahr wurden weniger Gewalttaten, Einbrüche und Taschendiebstähle verzeichnet, aber mehr Tötungsdelikte. Die Kriminalität in NRW ist auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche – hier eine gestellte Szene – ging im vergangenen Jahr zurück. (Symbolfoto)

Foto: picture alliance / Daniel Maurer/Daniel Maurer

Die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen ist auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag für das Jahr 2019 vorlegte. Die Zahl der registrierten Straftaten sank demnach um 4,3 Prozent auf 1,23 Millionen. Etwas mehr als die Hälfte (53,3 Prozent) der Straftaten wurde von der Polizei aufgeklärt. Nur 2018 hatte es eine höhere Aufklärungsquote gegeben (53,7). „NRW ist ein Stück sicherer geworden – und zwar messbar“, sagte Reul.

Die neuen Zahlen zeigen, dass sich der seit vielen Jahren positive Trend damit fortsetzt. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte die innere Sicherheit zu einem zentralen Thema für die laufende Wahlperiode erklärt.

Die Opposition erkennt die positive Entwicklung an: „Die heute bekannt gewordenen Zahlen für die Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 weisen insgesamt ein erfreuliches Bild auf“, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD, Sven Wolf.  In fast allen Kriminalitätsfeldern setze sich der Rückgang der Straftaten fort. Dies beweise, dass es oftmals einen Unterschied zwischen der objektiven Sicherheitslage und der ‚gefühlten Kriminalität‘ gibt:  „Für Panikmache oder Hysterie, wie sie rechte Hetzer betreiben, besteht kein Anlass“, so Wolf.

Weniger Straßenkriminalität und Wohnungseinbrüche

Grünen-Sprecherin Verena Schäffer strich heraus, dass die Statistik nicht aussagekräftig sei: „Denn es handelt sich um eine Statistik über die verzeichneten Straftaten, die aber nichts über tatsächliche Anklagen und Verurteilungen aussagt.“ SPD und Grüne fordern daher ein umfassendes polizeiliches Lagebild mit Dunkelfeldstudien.

Deutliche Rückgänge gab es der Statistik zufolge bei der Gewalt- und vor allem bei der Straßenkriminalität: 2019 registrierte die Polizei 2,4 Prozent weniger Gewalttaten in NRW. Außerdem gab es 6,8 Prozent weniger Straftaten im Bereich der Straßenkriminalität sowie einen deutlichen Rückgang bei Taschendiebstählen (- 8,5).

Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich bei den Wohnungseinbrüchen. Mit rund 27.000 Einbrüchen gab es 10,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Grundlagen für diesen Rückgang seien aber vor seiner Zeit gelegt worden, so Reul.

Einen starken Anstieg gab es hingegen bei der Kinderpornografie: Mit 2359 Fällen wurden fast 1000 mehr als im Vorjahr erfasst (+ 67,1). Rund 93 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. „Wir ermitteln mehr, also finden wir mehr“, sagte Reul. Eine zentrale Rolle in der Statistik spielte auch Kindesmissbrauch: 2019 wurden 2805 Fälle von Kindesmissbrauch erfasst, 383 Fälle mehr als im Vorjahr (+ 15,8). Die Aufklärungsquote von rund 84 Prozent war der Höchststand der vergangenen 20 Jahre.

 Zum zweiten Mal in Folge gab es zudem einen Anstieg bei Tötungsdelikten, insbesondere wegen zunehmender Gewalt gegen Frauen. 2019 wurden einschließlich Mordversuchen 412 Fälle und damit 30 mehr als im Vorjahr (+ 7,9) registriert. Zum Vergleich: Die Einwohnerzahl in Nordrhein-Westfalen liegt bei fast 18 Millionen. In etwa drei von vier Fällen sei es allerdings beim Versuch geblieben, zudem würden fast alle Delikte aufgeklärt (96 Prozent).

 Einen kontinuierlichen Anstieg gibt es auch bei den Betäubungsmitteln: 2019 wurden in NRW 68.872 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (+ 1,6) verzeichnet. „Um dieses Thema müssen wir uns wieder stärker kümmern“, räumte Reul ein.

 Auch das Thema Ausländerkriminalität beschäftigt die NRW-Polizei: Etwa jeder dritte Tatverdächtige hatte  keinen deutschen Pass. Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung betrage aber nur rund 13 Prozent. „Wer diese Daten aber heranzieht, um gegen Ausländer zu hetzen, sollte sich schämen“, sagte Reul. Kriminalwissenschaftler warnen davor, Bevölkerungs- und Kriminalstatistik zu vergleichen. Gewisse Straftaten können per se nur Ausländer begehen, beispielsweise Verstöße gegen Aufenthaltsbestimmungen.