Kritik am Krisenmanagement des Landesvorsitzenden "Laschet hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet"

ESSEN · Karl-Josef Laumann ist sich sicher. "Natürlich hält Armin Laschet das durch", sagt der ehemalige Fraktionschef der CDU im Düsseldorfer Landtag und derzeitige stellvertretende Landesvorsitzende der NRW-CDU. Laschet werde der Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2017. Die Vorwürfe, die gegen den Landesvorsitzenden im Zusammenhang mit den teilweise freihändig vergebenen Klausurnoten erhoben wurden, seien "kein Stoff für eine Affäre", meint Laumann.

Für die Kölnerin Serap Güler ist es "lächerlich, das alles zu einer Affäre zu machen". 16 Jahre habe Laschet unentgeltlich als Lehrbeauftragter mit den Studenten gearbeitet. Jetzt sei ihm einmal ein Missgeschick passiert. Das sei zwar dumm gelaufen, aber keineswegs ein Skandal. So wie das Schwergewicht aus dem Münsterland und die junge Landtagsabgeordnete aus dem Rheinland sehen das viele Delegierte beim Landesparteitag der NRW-CDU - jedenfalls dann, wenn man ihnen zusichert, dass sie mit ihrem Namen nicht in der Zeitung zu lesen sind.

Hinter vorgehaltener Hand spricht der eine oder andere Delegierte ganz anders: "Armin Laschet hat heute mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet", sagt ein rheinischer Delegierter. So habe er nichts dazu gesagt, warum er nach dem Verlust der Klausuren überhaupt Noten gegeben habe. Kritisiert wird auch, dass er nicht genau gesagt habe, was er denn falsch gemacht habe. "Es ist immer einfach, ein Generalbekenntnis zu geben, aber gleichzeitig nicht zu sagen, an der und der Stelle habe ich gelogen", meint ein CDU-Kommunalpolitiker.

Ein anderer Delegierter spricht davon, dass Laschets Glaubwürdigkeit leide, wenn er nicht klar sage, wo er Fehler gemacht habe. Schließlich orientierten sich die Menschen bei Wahlen an den Köpfen und nicht an dem, was aufgeschrieben sei. "Da können wir noch so ein schönes Grundsatzprogramm verabschieden", sagt er.

Andere Delegierte haben mehr Sorge vor "U-Booten in den eigenen Reihen", die nun manche Medien fütterten, um eine Skandalberichterstattung herbeizuführen, wie eine Delegierte sagt. "Da sind jetzt wieder die Leute am Werk, die Jürgen Rüttgers 2010 und Norbert Röttgen 2012 zu Fall gebracht haben", fügt sie hinzu. Gerade in den beiden jüngsten Landtagswahlkämpfen waren immer wieder Berichte erschienen, die unter Berufung auf interne CDU-Quellen Informationen gestreut hatten, in denen vor allem die beiden Spitzenkandidaten in schlechtes Licht gerückt worden waren. Die Sozialdemokraten würden doch nur danach suchen, sagt einer.

In der vergangenen Woche waren schon Laschet-kritische Äußerungen aus einer Vorstandsitzung des CDU-Bezirksverbands Bergisches Land bekannt geworden. Darin war dem Vorsitzenden die Fähigkeit abgesprochen worden, die CDU in die Landtagswahl 2017 zu führen.

Insofern ist bei manchen Delegierten die Sorge groß, dass in den nächsten Jahren noch "der eine oder andere kleine schwarze Fleck auf der Seele der CDU" gefunden wird, wie Laumann sagt. Da müsse man in Nordrhein-Westfalen leider immer mit rechnen. Am Ende - bei der Wahl 2017 - könnte das dann dazu führen, "dass ein paar Pünktchen fehlen werden". Zum Wahlsieg für Armin Laschet und die CDU, fürchtet Laumann.

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