Kommentar zum Wohnungsmangel in Deutschland Mammutaufgabe

Meinung | BONN · Eine bezahlbare Wohnung in Deutschland zu finden, wird immer schwieriger. Unsere Autorin meint: Jetzt sind auch die Sondierer in Berlin gefordert, die den Weg zu einer Besserung vorgeben können.

Die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen ist groß, das Angebot gering, also steigen die Mieten. Das dahinterliegende marktwirtschaftliche Prinzip klingt einfach, die Folgen sind dramatisch. Denn viele kommen in diesem Bieterwettstreit zu kurz.

Einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe zufolge könnte die Zahl der Menschen ohne feste Bleibe in Deutschland in diesem Jahr auf 1,2 Millionen steigen – vor zwei Jahren waren es 860.000. Nur ein kleiner Teil davon ist obdachlos, die meisten kommen bei Familie, Freunden oder in kommunalen Heimen unter – das verschleiert die dahinterliegende Dramatik jedoch nur.

„Das Problem hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“, warnte Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes jetzt. Einer Umfrage zufolge befürchten vier von fünf Befragten, durch steigende Mieten in Armut zu geraten, zwei von drei sehen den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Gefahr. Solche Ängste sind nicht neu, allein die Gegenstrategien fehlen. Die Mietpreisbremse greift ins Leere, das Wohngeld reicht nicht aus, der soziale Wohnungsbau hinkt den Erfordernissen weit hinterher – hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Die Länder werden ab 2020 im Zuge der Föderalismusreform allein für den sozialen Wohnungsbau zuständig sein. Eine Mammutaufgabe. Obwohl für den Bund eine Milliarden-Verpflichtung entfällt, muss er deshalb weiter Verantwortung übernehmen und Lösungen finden. So sind bei diesem großen Zukunftsthema jetzt die Sondierer in Berlin gefordert, die den Weg vorgeben können.

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