EU-Spitzenkandidat der Sozialisten Martin Schulz spricht in Köln über Gewinne und Gerechtigkeit

KÖLN · Eine Wahlkampfveranstaltung soll es nicht sein, die an diesem Mittwochabend auf der MS RheinFantasie stattfindet. Es soll um das Buch "Rheinischer Kapitalismus" von Pfarrer Franz Meurer, dem Kölner SPD-Chef Jochen Ott und Unternehmensberater Peter Sprong gehen, hat der Greven Verlag angekündigt.

 Martin Schulz fordert mehr Gerechtigkeit.

Martin Schulz fordert mehr Gerechtigkeit.

Foto: Thilo Schmülgen

Doch vorgestellt werden soll es von Martin Schulz, dem Spitzenkandidaten der Sozialisten für die Europawahl. Damit wird die Buchvorstellung zum Wahlkampftermin. "Ich lebe in einem Europa, in dem Spekulanten Milliardengewinne machen, dafür aber keine Steuern zahlen", sagt Schulz, "machen sie aber Milliardenverluste, müssen die Steuerzahler für sie zahlen.

Das ist etwas, was das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen zutiefst verletzt." Ein Gedanke aus Wahlkampfreden des SPD-Politikers. Zumindest in Deutschland kommt er derzeit gut an. Laut einer Umfrage wünschen sich 41 Prozent Schulz als EU-Kommissionschef, aber nur 24 Prozent Jean-Claude Juncker, den Spitzenkandidaten der christlich-konservativen Parteien.

Doch Schulz lobt auch das Werk, vor allem die Handlungsanweisungen am Schluss. Drei mal zehn Gebote für Unternehmer und Manager, für Politiker sowie für Bürger haben Meurer, Ott und Sprong aufgeschrieben. "Sie sind ein guter Leitfaden für ein anständiges Umgehen miteinander", sagt Schulz.

Zum Beispiel das dritte Gebot für die Bürger: "Engagiere Dich. Kritik gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Institutionen ist gut, persönliches Engagement für weniger Kritikwürdigkeit ist besser." Auch das fünfte Gebot für Politiker: "Streitet für das Primat der Politik. Rheinische Kapitalisten treten im Interesse der Freiheit und Menschenwürde für die politische Koordinierung der Marktkräfte ein."

Die Gebote vertiefen, was der französische Ökonom Michel Albert 1991 mit dem Begriff des rheinischen Kapitalismus beschrieb, dass er nämlich eine Alternative zum Marktkapitalismus nach amerikanischer Art sei und sich zwischen der Schweiz und der Niederlande entlang des Rheins entwickelt hätte. "Das hat nichts mit Klüngeln zu tun, sondern nur mit Zusammenarbeit und der Suche nach guten Lösungen", meint Ott.

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