Mehr arme Kinder in Kitas: wenig politische Unterstützung

Düsseldorf · In den deutschen Kindertagesstätten steigt laut einer repräsentativen Kitaleiter-Befragung der Anteil der Kinder aus armen Familien. In einer Studie für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) und den Informationsdienstleister Wolters Klüwer bejahte dies mehr als die Hälfte der fast 2400 befragten Kitaleiter aus ganz Deutschland. Allerdings verfüge nur die Hälfte der Einrichtungen über spezielle Angebote für diese Zielgruppe, erklärte der Sozialwissenschaftler Prof. Ralf Haderlein am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie in Düsseldorf.

 Ein Mädchen baut mit Rechenstäbchen eine Waschmaschine.

Ein Mädchen baut mit Rechenstäbchen eine Waschmaschine.

Foto: Jörg Carstensen/Archiv

Bemerkenswert sei, dass trotz aller Politiker-Bekenntnisse nur vier Prozent der Kitaleiter den Eindruck äußerten, ihre Arbeit erfahre seitens der Politik tatsächlich starke Wertschätzung, sagte der Koblenzer Bildungsforscher.

Neben mangelnder Anerkennung sei auch fehlendes Personal in den Kitas ein großes Problem. Bis zum Jahr 2025 drohe bundesweit eine Fachkräftelücke von rund 300 000 Beschäftigten - etwa ein Viertel davon im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, forderte mehr Studienplätze für akademisch gebildetes Kitapersonal. Haderlein bezifferte den bundesweiten Mehrbedarf für die Angleichung der deutschen Kita-Verhältnisse an europäische Standards auf bis zu zehn Milliarden Euro jährlich.

Beim Deutschen Kitaleitungskongress in Düsseldorf tauschten sich nach Angaben der Veranstalter über 3000 Teilnehmer und etwa 50 Referenten über die Arbeit in den Kitas aus. Die Studie über ihre Situation wird jährlich erhoben.

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