Gespräch von Aktion Deutschland Hilft Multiple Krisen verstärken Hungerkrise weltweit

Bonn · 828 Millionen Menschen weltweit sind unterernährt. Die Aktion Deutschland hilft will auf die Hungertragödie in vielen afrikanischen Gebieten aufmerksam machen und zeigen, dass schon kleine Hilfen Großes bewirken können.

 Eine Dorfbewohnerin in Kenia auf einem verdorrten Maisfeld.

Eine Dorfbewohnerin in Kenia auf einem verdorrten Maisfeld.

Foto: dpa/Dong Jianghui

Die Zahl der hungernden Menschen auf der Welt ist wieder angestiegen. Laut Welt-Hunger-Index haben rund 828 Millionen Menschen zu wenig zu essen. Das UN-Ziel einer Welt ohne Hunger bis 2030 scheint in weiter Ferne. Bei der „Aktion Deutschland hilft“ gibt man sich zuversichtlich: „Wir sind nicht machtlos dagegen“, sagte Pressereferentin Diana Stanescu bei einem Pressegespräch in Bonn zum Thema Hunger mit Vertretern von Hilfsorganisationen im Aktionsbündnis.

Das Problem ist die Vielzahl der Krisen. Etwa der Klimawandel: Roland Hansen von Malteser International berichtete von einem Viehhirten, dem an einem Tag 800 Tiere wegen der Dürre verendeten. In Ostafrika sei schon die fünfte Regenzeit nacheinander ausgefallen. Dagegen haben Unwetter in Pakistan jüngst Ernten vernichtet. Zudem sind Kriege und Konflikte Hungertreiber: „Die meisten Menschen fliehen innerhalb ihres Landes“, sagte Hannah Egger von „Aktion Deutschland hilft“. Und sie geraten in Gegenden, in denen der Hunger ohnehin ein Problem ist. Auch Covid-19 spielt hinein: „Die Ländergrenzen waren lange geschlossen.“ Der Tourismus sei ausgeblieben. Auch Hilfsorganisationen hätten es schwer gehabt, Krisengebiete zu erreichen. Viele Menschen könnten ihre Kinder nicht ausreichend ernähren, berichtete Ha-na Schulz vom Kinderhilfswerk World Vision. Oft fehle Geld für Bildung, was wieder zu Armut führe. Und nicht zuletzt trägt der Ukraine-Krieg zum Hunger bei: Weizenlieferungen seien ausgeblieben, von denen viele Länder in Afrika abhängig sind, so Egger. Als Folge sei das Saatgut so teuer geworden, dass es sich die Menschen nicht leisten könnten.

Kleine Ideen helfen. Etwa würden Lastenfahrräder den Aktionsradius von Menschen erweitern, sagte Egger, und Menschen in Flutgebieten könnten mit schwimmenden Gärten eine Grundversorgung aufrechterhalten. Malteser International bietet Schulspeisungen an und beliefert Dörfer mit Wasser. World Vision bringt Müttern bei, am Oberarmumfang Unterernährung bei Kindern zu erkennen. Bargeld und Hilfe zur Selbsthilfe seien langfristig effektiver als Lebensmittelspenden, sagte Egger. Spenden helfen.

Was das Engagement der Bundesregierung angeht, waren sich die Beteiligten einig: Sie tut, was sie kann, und ist der zweitgrößte Geldgeber weltweit. Aber, meinte Egger, man müsse die internationale Geberschaft auf ihre Zusagen festnageln, damit sie Gelder zügig auszahlen.

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