NSU-Prozess Mutter von NSU-Terrorist Böhnhardt misstraut der Polizei

Erfurt · Die Mutter des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt hat dem Thüringer Untersuchungsausschuss ihr tiefes Misstrauen gegen die Polizei geschildert. Sie glaube inzwischen sogar nicht mehr, dass in einer der im Januar 1998 in Jena durchsuchten Garagen wirklich Sprengstoff gefunden wurde.

 Zuschauer verfolgen die Vorführung des Dokumentarfilms "Der verlorene Sohn: Uwe Böhnhardt - Der Weg in den Untergrund". Foto: Michael Reichel

Zuschauer verfolgen die Vorführung des Dokumentarfilms "Der verlorene Sohn: Uwe Böhnhardt - Der Weg in den Untergrund". Foto: Michael Reichel

Foto: DPA

Die Ermittler hatten dabei nach offiziellen Angaben in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage anderthalb Kilogramm Sprengstoff sichergestellt.

Die aus Jena stammenden Neonazis Böhnhardt, Zschäpe und Uwe Mundlos waren nach der Garagendurchsuchung untergetaucht und hatten sich zum "Nationalsozialistischen Untergrund" zusammengeschlossen. Dem Trio werden unter anderem zehn Morde zur Last gelegt. Mundlos und Böhnhardt sind tot, Zschäpe steht derzeit vor Gericht. Der Thüringer Untersuchungsausschuss beschäftigt sich mit Pannen der Behörden bei der Fahndung nach den Rechtsextremen.

Brigitte Böhnhardt sprach von einem "sehr gespannten Verhältnis" zur Polizei. Ihr Sohn habe ihr manchmal gesagt, dass er von Polizisten geschlagen worden sei. Den Verdacht, dass es gar keinen Sprengstoff gab, habe zuerst Mundlos bei einem der späteren Treffen geweckt. Und nach allem, was sie inzwischen gehört und gelesen habe, habe sich dieser Verdacht noch verstärkt.

Da sie der Polizei nicht vertraute, habe sie nie erwogen, die Ermittler zu den Flüchtigen zu führen. "Als Eltern haben wir immer gehofft, dass sie zurückkommen." Bis Frühjahr 2002 hatten sich die Eltern mehrfach unter konspirativen Umständen mit dem Trio getroffen.

Den Kampf um ihren Sohn, der erst in Diebstahlkriminalität und dann in die rechtsextreme Szene abglitt, schilderte die Lehrerin als "Niederlage, dass wir es nicht gepackt haben, ihn da rauszuziehen". Schulen, Schulverwaltung und Jugendamt seien keine Hilfe gewesen.

Kontakte mit dem Verfassungsschutz vor 1998 seien ihr nicht bekannt. Erst nach der Razzia hatte der Verfassungsschutz einige Zeit über einen Anwalt mit den Eltern über eine freiwillige Rückkehr der drei Neonazis verhandelt. Die Gespräche scheiterten.

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