Nach Petrys Eklat: NRW-AfD streitet wieder offen um Richtung

Düsseldorf · In Berlin sorgt Frauke Petry für einen Eklat, der seine Spuren auch bei der AfD in Nordrhein-Westfalen hinterlassen wird. Denn nach Petrys öffentlichem Abgang droht der AfD nicht nur auf Bundesebene die Spaltung.

 Marcus Pretzell (AfD).

Marcus Pretzell (AfD).

Foto: Federico Gambarini/Archiv

Nach dem Rückzug der Parteivorsitzenden Frauke Petry aus der neuen AfD-Bundestagsfraktion streitet auch die nordrhein-westfälische AfD erneut offen über ihre Ausrichtung. Der künftige AfD-Bundestagsabgeordnete und NRW-Co-Chef Martin Renner schließt nicht aus, dass Petry und ihr Mann, der zweite Co-Vorsitzende Marcus Pretzell, eine Abspaltung planen. "Das ist eine Vermutung", sagte Renner der dpa. Sollte es so kommen, sei das aber "irrelevant". Denn die Gruppe um Petry und Pretzell habe "nicht mehr als zehn Prozent der Funktionsträger und Parteimitglieder hinter sich".

Renner, der dem Rechtsaußen-Flügel zugeordnet wird und Pretzell, der auch NRW-Fraktionschef in Düsseldorf ist, gelten als tief zerstritten und erbitterte Konkurrenten. Pretzell hatte vergeblich versucht, Renner als Spitzenkandidaten zu verhindern. Er äußerte sich Montag zurückhaltend auf die Frage nach einer möglichen Spaltung der Partei: "Das werden wir sehen", sagte er dem Sender WDR 5 am Montagmorgen vor der überraschenden Ankündigung Petrys. "Man muss die Bundestagsfraktion jetzt erst mal angucken."

Nach Ansicht des Düsseldorfer Extremismusforschers Alexander Häusler könnte der AfD-Landesverband eine wichtige Rolle bei einer möglichen Spaltung der Partei spielen. Petry baue dabei auf das Lager ihres Mannes Pretzell, sagte er. "Die NRW-Landesliste der AfD im Bundestag ist vor allem besetzt mit Pretzell-Anhängern." Petry hoffe wohl darauf, diese NRW-Politiker hinter sich zu bringen, sagte Häusler. Allerdings werde sie damit scheitern. Denn mit ihrer Entscheidung habe sich Petry ins politische Abseits manövriert. "Damit hat sie möglicherweise ihren Schritt in die politische Bedeutungslosigkeit angetreten."

Der offene Streit an der nordrhein-westfälischen AfD-Spitze könnte sich fortsetzen: Pretzells parteiinterner Widersacher Renner will sich nach eigener Aussage trotz seines neuen Mandats in Berlin im Oktober voraussichtlich wieder um den Führungsposten in der Landespartei bewerben. Er habe den NRW-Verband mitbegründet und sei der "richtige Typ", um die Querelen innerhalb der Landes-AfD zu befrieden. Er gehe davon aus, dass Pretzell dagegen nicht mehr als Co-Vorsitzender kandidieren werde, sagte Renner.

Während der AfD in Nordrhein-Westfalen eine Spaltung bislang nur droht, trennt sich die Landtagsfraktion der Partei in Mecklenburg-Vorpommern bereits. Vier der 18 Abgeordneten haben am Montag eine neue Fraktion mit dem Namen "Bürger für Mecklenburg-Vorpommern" (BMV) gegründet. Zuvor waren sie aus der AfD-Fraktion ausgetreten.

Die AfD hatte bei der Wahl mit 9,4 Prozent auch in NRW ein starkes Ergebnis erzielt, besonders im Ruhrgebiet.

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