Kommentar zu Deutschland und den USA Neue Allianzen

Meinung | Berlin/Washington · Außenminister Sigmar Gabriel hat deutlich gemacht, dass Deutschland für die US-Regierung von Donald Trump nicht mehr der privilegierte Partner früherer Zeiten ist. Unser Kommentator ist sicher: Deutschland wird neue Allianzen brauchen.

Auch wenn sich die Außenminister der Nato in diesen Tagen in Brüssel dem großen Krisenbogen der atomaren Bedrohung durch Nordkorea zuwenden, die Einmütigkeit im Bündnis ist schon länger nicht mehr selbstverständlich. Auch vor diesem Hintergrund hat Außenminister Sigmar Gabriel jetzt deutlich gemacht, dass Deutschland für die US-Regierung eines Donald Trump nicht mehr der privilegierte Partner ist, als der es über Jahrzehnte meist gesetzt war.

Gabriels Befund: Deutschland ist für die USA nur noch ein Partner unter vielen. Seine Schlussfolgerung: Deutschland wird künftig seine Interessen stärker ohne die Gewissheit, die Schutzmacht USA im Rücken zu wissen, definieren, verfolgen und im Zweifel auch durchsetzen müssen. Aus diesem zunächst empfundenen Nachteil kann durchaus ein Vorteil werden, wenn sich Berlin der Situation nur stellt. Deutschland wird neue Allianzen brauchen, was seine Position nur stärken kann.

Die USA werden Deutschland und dem Rest von Nato-Europa nicht vollends von der Fahne gehen. Dazu sind die Bande zu fest, die über Jahrzehnte von beiden Seiten des Atlantiks gezogen worden sind. Schon in wenigen Wochen werden sich Europäer und Amerikaner auf der Bühne der Münchner Sicherheitskonferenz wieder versichern, dass sie jeweils unabdingbare Pfeiler eines gemeinsamen Sicherheitsraumes sind. Doch die USA unter Präsident Trump setzen erkennbar neue Prioritäten. Deutschland ist eine Mittelmacht mit globalen Interessen. Entsprechend selbstbewusst sollte es dann aber auch gegenüber Washington auftreten.

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