Neuer Pferdefleischskandal - Betroffenes Fleisch nicht erkennbar

Hamburg · Schon wieder ein Pferdefleischskandal. Aber in welchen Produkten steckt es diesmal? Solange das nicht klar ist, sollten Verbraucher die Finger vom Tiefkühl-Hack lassen, wenn sie nicht ohne es zu wissen Pferdefleisch auf dem Tisch haben wollen.

Schon wieder herrscht beim Gang durch den Supermarkt Unsicherheit unter Verbrauchern: Welche Produkte enthalten sicher kein untergemischtes Pferdefleisch? "Als Verbraucher können Sie es bei Fertigprodukten nicht erkennen", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Äußerlich gibt es keine Unterschiede. Und auch geschmacklich lässt sich das Fleisch aufgrund der Zugabe von Aromen und Geschmacksverstärkern nicht zuordnen. "Da ist der Verbraucher auf die Analysen angewiesen", erläutert Valet.

Am Mittwoch (10. April) wurde bekannt, dass 50 000 Tonnen falsch deklariertes Fleisch aus den Niederlanden offenbar in mehrere europäische Länder verkauft worden sind. In Deutschland sind nach bisherigen Erkenntnissen 124 Betriebe betroffen.

[kein Linktext vorhanden] Das Fleisch wurde nach Angaben der EU-Kommission vom Donnerstag zwischen dem 1. Januar 2011 und dem 15. Februar 2013 gehandelt. Der Sprecher von EU-Verbraucherschutz-Kommissar Tonio Borg sagte: "Die niederländischen Behörden haben bestätigt, dass Pferdefleisch mit Rindfleisch vermischt wurde." Der größte Teil wurde laut den niederländischen Kontrollbehörden vermutlich bereits verzehrt. Doch ein Teil sei auch in Tiefkühlprodukten verarbeitet worden.

Valet empfiehlt Verbrauchern, die auf Nummer sicher gehen wollen, erst einmal komplett auf Produkte mit Rinderhackfleisch zu verzichten. "Gerade wenn es sich um Tiefkühlprodukte handelt, können viele Verbraucher es noch zu Hause haben." Bis die Behörden nachverfolgen können, in welche konkreten Produkte das Fleisch aus den Niederlanden gelangt ist, sollten Verbraucher die Lebensmittel in der Kühltruhe lassen. "Im letzten Skandal waren es die Eigenmarken, die betroffen waren", erklärt Valet. "Ich weiß aber nicht, ob sich das jetzt wiederholt."

Laut der niederländischen Kontrollbehörde für Nahrungsmittel gebe es bisher keine Hinweise darauf, dass das Fleisch ein Gesundheitsrisiko darstelle. Dennoch sei es unsicher, weil die Herkunft unklar ist, warnt Valet.

Sobald nachverfolgt werden könne, in welchen Produkten das Fleisch steckt, sollten Verbraucher sich auf Internetportalen informieren, die auf Betrug oder Gefahren bei Lebensmitteln hinweisen. Solche Portale sind zum Beispiel lebensmittelklarheit.de von den Verbraucherzentralen, sowie lebensmittelwarnung.de und pferdefleisch-rueckrufe.de vom Bundesverbraucherministerium.

Die betroffenen Produkte können Verbraucher dann bei ihrem Händler reklamieren. Über einen fehlenden Bon müssten Verbraucher sich keine Gedanken machen, beruhigt Valet. Die Einzelhändler seien bei einem solch öffentlichen Skandal meist kulant.

So viel sind 50 000 Tonnen FleischDie riesige Menge von 50 000 Tonnen Fleisch kann man sich nur schwer vorstellen. Klarer wird der Berg, wenn man ihn in die Ladung von Lastzügen auf deutschen Autobahnen umrechnet. Bei einer angenommenen maximalen Zuladung von 24 Tonnen Fleisch je Fahrzeug wären dies mehr als 2000 Lastzüge mit je 18 Metern Länge. Dies ergäbe eine Schlange von mehr als 37 Kilometern - ohne Abstand zwischen den Fahrzeugen. Eine Strecke, die per Luftlinie von Köln bis nach Düsseldorf und auf der Straße von Berlin-Mitte bis nach Potsdam reichen würde.

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