Politiker aus Meckenheim Norbert Röttgen kandidiert für den CDU-Vorsitz

Bonn/Berlin · Er ist der vierte Mann aus Nordrhein-Westfalen, der sich für den CDU-Vorsitz interessiert. Norbert Röttgen wurde einst von Kanzlerin Merkel aus dem Kabinett geworfen und sieht nun eine neue Aufstiegschance.

 Norbert Röttgen hat seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz angekündigt.

Norbert Röttgen hat seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz angekündigt.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Annegret Kramp-Karrenbauer hat überraschend eine weitere Kandidatur für ihre Nachfolge auf dem Tisch - und die stammt aus NRW: Auch der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen (54) hat seine Kandidatur für den Vorsitz angemeldet.

Das kündigte er nach Informationen unserer Redaktion in einem Schreiben an Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer an. Er sei der festen Überzeugung, dass es um weit mehr gehe als den Parteivorsitz und schon gar nicht um die Interessen Einzelner, argumentierte Röttgen. „Die Lage ist so ernst, dass es um die Zukunft der CDU geht und darum, was sie für die Stabilität Deutschlands bedeutet“, erklärte Röttgen. Dies wolle er in einem offenen Prozess in die CDU einbringen.

Röttgen war von 2009 bis 2012 Bundesumweltminister und setzte sich 2010 in einer Mitgliederbefragung um den NRW-Landesvorsitz gegen Armin Laschet durch. Die Landtagswahlen 2012 verlor er, woraufhin Bundeskanzlerin Angela Merkel ihn aus dem Kabinett entließ. Als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages konnte er sich danach international neu profilieren.

Der gebürtige Meckenheimer hat in Bonn studiert, ist ausgebildeter Jurist und als Rechtsanwalt zugelassen. Seit 1994 gehört er als einer der damals „jungen Wilden“ dem Bundestag an. Stets zog er als direkt gewählter Abgeordneter des Rhein-Sieg-Kreises in das Parlament ein. Er setzte sich gegen den Willen des damaligen Kanzlers Helmut Kohl für eine Liberalisierung des Staatsangehörigkeitsrechtes ein und gründete die „Pizza-Connection“, in der Abgeordnete von Union und Grünen Möglichkeiten einer späteren Zusammenarbeit besprachen.

Einen ersten Karriereschritt machte er, als die damalige Fraktionschefin Angela Merkel den rechtspolitischen Sprecher zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer, also faktisch zum Manager der Fraktionsarbeit, machte. Damit waren seine Ambitionen aber noch nicht ausgefüllt. Mit Fraktionschef Volker Kauder kam es zu Reibereien. In einem Buch mit dem beziehungsreichen Titel „Deutschlands beste Jahre kommen noch“ legte er 2009 eine Agenda für Reformen Deutschlands und der CDU vor. In der schwarz-gelben Koalition von 2009 wurde Röttgen Umweltminister, ging die mit der FDP vereinbarte Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke aber nur zögerlich an.

2010 konnte er nicht nur CDU-Chef in NRW und in der Nachfolge auch Spitzenkandidat im Ringen um das Ministerpräsidentenamt werden; er wurde auf dem Bundesparteitag auch zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU gewählt - mit dem besten Ergebnis. Doch im Wahlkampf zur vorgezogenen Landtagswahl 2012 machte er kapitale Fehler. So versuchte er sich gegen Merkels Europakurs in Stellung zu bringen und die Landtagswahlen zu einer Abstimmung darüber zu machen. Nach heftiger Kritik zog er die Äußerung wieder zurück. Auch sein Lavieren in der Frage, ob er nicht nur als Wahlsieger nach Düsseldorf wechseln wolle, sondern auch als Wahlverlierer das Ministeramt in Berlin gegen den Posten als Fraktionschef in Düsseldorf tauscht, trug dazu bei, dass er das schlechteste Ergebnis der CDU bei Landtagswahlen in NRW zu verantworten hatte. Sowohl als Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender als auch als stellvertretender Bundesvorsitzender trat er zurück oder kandidierte nicht mehr erneut.

Zäh arbeitete er sich danach wieder nach oben, indem er in Loyalität zur Kanzlerin die Chancen nutzte, die mit dem Vorsitz des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages verbunden sind. Seine Analyseschärfe und pointierte Beschreibung der komplizierten Weltlage wird gerade in Krisenzeiten in Vorträgen und Talkshow-Auftritten mit großem Interesse wahrgenommen.

Die CDU-Vorsitzende hat es nun mit dem vierten möglichen Nachfolger aus NRW zu tun: Auch Armin Laschet, Friedrich Merz und Jens Spahn, mit denen sie sich für diese Woche zu Gesprächen verabredet hat, sind CDU-Politiker aus NRW.

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