Ärztekammer Notfall-Praxen bleiben

DÜSSELDORF/BONN · Die Ärztekammer Nordrhein hat Pläne der Kassenärzte zur Schließung zahlreicher ambulanter Notfall-Praxen im Rheinland ausgebremst.

Die Vertreterversammlung lehnte eine Notfalldienstreform zunächst ab und will "gewachsene Strukturen" erhalten. Bürger müssten sich darauf verlassen können, dass in zumutbarer Entfernung die bewährt hohe Qualität der ärztlichen Versorgung weiter zur Verfügung stehe, hieß es.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hatte mit ihrem Vorstoß zur Schließung von 20 der 61 Notfallpraxen im Rheinland für erhebliche Unruhe gesorgt. Allein in Köln sollte danach die Zahl der Notfallpraxen von zehn auf vier reduziert werden.

Wie unsere Zeitung berichtete, hatte für den Bereich der Stadt Bonn die Vertreterversammlung der KVNO schon vor rund zwei Wochen faktisch das Vorhaben begraben, die Anzahl der Bonner Notfallpraxen von vier auf eine zu reduzieren.

In der Kommunalpolitik besonders umstritten war in dem Zusammenhang die angedachte Schließung der Notdienstpraxis am Malteser Krankenhaus im Bonner Westen. Das hat auch damit zu tun, dass nicht nur Bürger aus Bonn, sondern auch aus den benachbarten Rhein-Sieg-Kommunen Alfter und Bornheim die Einrichtung nutzen.

Aus Sicht der Ärztekammer, die für den heilberuflichen Auftrag zuständig ist, soll sich eine Reform aber nur auf Regionen beschränken, in denen Patienten heute nicht optimal versorgt werden. Wo sich Strukturen bewährt hätten, müssten sie erhalten bleiben. Für den Kammerpräsidenten Rudolf Henke geht Sorgfalt vor Schnelligkeit. Eine Reform kann danach frühestens 2017 umgesetzt werden. Nach Angaben des Kammer-Sprechers Horst Schumacher wollen Klinikärzte "ihre Arbeit in der stationären Notfallversorgung weiterhin konzentriert wahrnehmen, ohne dass es zu einer Mehr- oder sogar Überlastung durch die Versorgung ambulanter Notfälle kommt". Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung wollen Anfang Mai gemeinsam mit den Kommunen beraten, wie Notfälle abends, an Wochenenden und Feiertagen künftig versorgt werden können.

Bürgermeister und Sozialverbände hatten die Sorge geäußert, dass Patienten bei einer Schließung von jeder dritten ambulanten Notfallpraxis im Rheinland nicht mehr ortsnah versorgt werden könnten und Menschen dann die teilweise jetzt schon überlasteten Notfallambulanzen der örtlichen Krankenhäuser aufsuchten. Im Bereich Westfalen-Lippe waren bereits vor vier Jahren nach einer Notfalldienstreform zentrale Notfallpraxen eingeführt worden - oft direkt angegliedert an Kliniken.

Die Kassenärzte im Rheinland hatten beklagt, dass die Belastung von Ärzten in ländlichen Gebieten zu hoch sei, weil sie zu viele Notdienste im Jahr leisten müssten. Mit solchen Aussichten locke man auch keinen Ärztenachwuchs aufs Land.

Ärztekammer und Kassenärzte suchen nun nach einer einvernehmlichen Lösung, um die Versorgung sicherzustellen, ohne dass es zu einer zu hohen Belastung für Hausärzte und Kliniken durch ambulante Notfälle kommt.

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