Nach Amoklauf in München NRW empfiehlt die Warn-App "Nina"

Düsseldorf · Nach dem Amoklauf in München zeigt auch die NRW-Polizei mehr Präsenz. Das Land beteuert, die Beamten an Rhein und Ruhr seien genauso gut auf Amokläufe vorbereitet, wie es die Polizei in München zuletzt zeigte.

Was die Münchener Polizei während des Amoklaufs im Juli 2016 zum Schutz der Bevölkerung geleistet hat, wie sie mit Hilfe von Twitter, Facebook und der Katastrophenwarn-App "Katwarn" informierte, wie sie behutsam Gerüchte und Halbwahrheiten korrigierte - das hinterließ den Eindruck einer bestens organisierten Polizei. Könnten sich die die Bürger in NRW in einer so gefährlichen Situation ähnlich gut auf ihre Sicherheitsbehörden verlassen? Deren Ruf hatte ja zuletzt durch die Kölner Silvesternacht arg gelitten. Das Land beteuert, die Beamten an Rhein und Ruhr seien genauso gut auf Amokläufe vorbereitet.

"Die Polizisten trainieren das Vorgehen bei Amokläufen seit vielen Jahren", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums, ohne - aus Sicherheitsgründen - ins Detail zu gehen. Das Training geht auf die Erfahrungen mit dem Amoklauf im Jahr 2002 in Erfurt zurück. Damals erschoss ein junger Mann 16 Menschen in einer Schule. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert, erzählt, die Polizisten übten ähnliche Vorgehensweisen wie sie in Sondereinsatzkommandos (SEK) üblich seien. "Die Kollegen können ja, wenn sie plötzlich in diese Situation geraten, nicht warten, bis das SEK kommt", sagte Plickert. Geübt und in dieser Situation rechtlich ermöglicht wird auch der sogenannte Notzugriff, der die Gefahr schnell beendet. "Das kann auch ein tödlicher Schuss sein", so Plickert.

"Hochsensibilisiert und einsatzbereit" seien die Polizisten auch in NRW gewesen, als in München die Fahndung nach dem Täter lief, versicherte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). Auf der Rheinkirmes patrouillierten zwischenzeitlich Beamte mit speziellen Schutzwesten und Maschinenpistolen, eine erhöhte Polizeipräsenz wurde am Sonntag auch für das Libori-Fest in Paderborn angeordnet. Die Zufahrten zum Festbereich wurden mit Lkw-Sperren gesichert, Polizisten in Zivil mischten sich unter das Publikum. "Seit dem Anschlag in Nizza haben wir unsere Konzepte mehrfach angepasst", meinte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Polizei sei eine "lernende Einheit".

Von der Möglichkeit, sich via Smartphone über Gefahren zu informieren, machten Hunderttausende Bürger in München und Umgebung Gebrauch. Viel genutzt wurde das Katastrophenwarnsystem "Katwarn", das vom Fraunhofer-Institut im Auftrag der großen Versicherer in Deutschland entwickelt wurde und schon seit 2010 verwendbar ist. "Katwarn" kann als kostenfreie App auf dem Smartphone installiert werden. 65 Kommunen und Kreise beteiligen sich an diesem Warnservice, zahlreiche bayerische Städte sind darunter, ganz Rheinland-Pfalz setzt auf dieses Angebot. Daher fällt auf, dass "Katwarn" in NRW kaum verbreitet ist. Herford und Paderborn machen mit, die meisten großen NRW-Städte aber nicht.

Das NRW-Innenministerium empfiehlt, die kostenfreie Warn-App "Nina" des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) herunterzuladen. "Nina" steht für "Notfall-Informations- und Nachrichten-App". Sie soll im Ernstfall ähnlich warnen wie "Katwarn". Angeschlossen an die Warnhinweise von "Nina" sind vor allem Kommunen in NRW - darunter Köln und Bonn - sowie Brandenburg und Thüringen. 500 000 Nutzer zählt "Nina" ein Jahr nach ihrer Einführung.

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