Vorstoß aus Mecklenburg-Vorpommern NRW hält „noch für einige Zeit“ an Maskenpflicht fest

Mehrere Bundesländer erwägen eine Abschaffung der Maskenpflicht im Einzelhandel. Das NRW-Gesundheitsministerium hält wenig davon, auch der Bonner Hygiene-Experte Martin Exner sieht den Vorstoß kritisch.

 Eine Kundin wird in einem Lebensmittelgeschäft in der Gemüseabteilung bedient und trägt eine Maske als Mund- und Nasenschutz.

Eine Kundin wird in einem Lebensmittelgeschäft in der Gemüseabteilung bedient und trägt eine Maske als Mund- und Nasenschutz.

Foto: dpa/Tobias Hase

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat zurückhaltend auf den Vorstoß aus Mecklenburg-Vorpommern zur Aufhebung der Maskenpflicht im Einzelhandel reagiert. Eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, trotz der insgesamt positiven Entwicklung der Infektionszahlen sei die Gefahr der Pandemie noch lange nicht gebannt.

„Solange wir ohne wirksamen Impfstoff und Medikamente mit dieser neuen, ungewohnten Situation leben, werden die Menschen weiterhin mit Regeln und Veränderungen umgehen müssen. Dazu werden noch für einige Zeit unter anderem Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln und die Mund-Nasen-Bedeckung gehören“, betonte sie. Zuvor hatte die „Rheinische Post“ darüber berichtet.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hatte der „Welt am Sonntag“ gesagt: „Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten.“ Er gehe davon aus, dass das Landeskabinett das Ende der Maskenpflicht in Geschäften am 4. August beschließen werde, also nach dem Ende der Sommerferien im Nordosten.

Glawe kündigte auch Gespräche mit Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an. „Wir versuchen, für alle norddeutschen Bundesländer eine einheitliche Regelung hinzubekommen. Noch lieber wäre mir ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel“, sagte er. Sachsen prüft ebenfalls eine Abschaffung.

Bonner Experte gegen Aufhebung der Maskenpflicht

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene hatte sich gegen eine Aufhebung der Maskenpflicht im Einzelhandel ausgesprochen. „Ich persönlich sehe das als schwierig an“, sagte Martin Exner von der Universität Bonn am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Zwar sei Deutschland derzeit in einer günstigen Lage, allerdings sei unklar, ob die Situation so bleibt. Eine Aufhebung der Pflicht sende das falsche Signal, dass die Situation im Griff sei. „Das können wir aber so nicht feststellen.“

Die Maske sei nach wie vor ein wichtiges Element der Präventionsstrategie. Insbesondere in Innenräumen, in denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht gewahrt werden kann.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat vor einem vorschnellen Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel gewarnt. Er bleibe bei seiner Auffassung, dass große Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus geboten sei, erklärte die Staatskanzlei in Hannover am Sonntag. „Gerade der Herbst wird nach Prognose vieler Wissenschaftler eine Bewährungsprobe für den Infektionsschutz werden. Wir dürfen uns deswegen nicht vorschnell in Sicherheit wiegen wegen geringer Infektionszahlen im Sommer“, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Bund und Länder hätten erst kürzlich aus gutem Grund an den bestehenden Regelungen festgehalten.

Beim Einzelhandel stößt der Vorschlag hingegen auf viel Sympathie. „Für den Einzelhandel ist es gut, wenn die Maskenpflicht, sobald dies gesundheitspolitisch möglich und vernünftig ist, abgeschafft wird“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Sonntag der Deutschen Presse Agentur. Die Einschätzung, wann und in welchen Regionen dieser Schritt möglich sei, müssten aber Politik und Medizin treffen.

(dpa)
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