Trotz Corona-Krise NRW plädiert in Länderrunde für Abitur mit Prüfungen
Düsseldorf · Die Schulen sind geschlossen und die Schüler lernen zu Hause. Was ist mit den Abi-Prüfungen? Die NRW-Landesregierung will mit möglichst vielen Bundesländern gemeinsam vorgehen und bis Freitag entscheiden. Sie plädiert für ein Abitur mit Prüfungen. Aber es gibt auch Zeitzwänge.
Nordrhein-Westfalen macht sich in der Kultusministerkonferenz für ein Abitur mit Prüfungen trotz der gegenwärtigen Schulschließungen in der Corona-Krise stark. „Es ist unser Ziel, auf der Grundlage von Prüfungen zu einem Abitur zu kommen“, sagte der Staatssekretär im NRW-Schulministerium, Mathias Richter, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Man befinde sich derzeit in intensiven Beratungen mit den anderen Bundesländern über das weitere Vorgehen beim Abitur. Das NRW-Schulministerium habe verschiedene Szenarien erarbeitet.
„Was die Bundesländer heute auf jeden Fall vereinbaren müssen, ist die gegenseitige Anerkennung der in diesem Jahr vergebenen allgemeinen Hochschulreife“, betonte der Staatssekretär mit Blick auf Beratungen der Kultusministerkonferenz am Mittwoch. Im Vorfeld waren unterschiedliche Ansätze zu den Abschlussprüfungen in der Corona-Krise deutlich geworden. Schleswig-Holstein will die Prüfungen ausfallen lassen. Die Schüler im Norden sollen stattdessen Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger Noten erhalten. Hessen und Rheinland-Pfalz lassen weiter Prüfungen stattfinden, andere Länder haben das Abi verschoben. NRW will möglichst im Einvernehmen mit vielen Ländern bis Freitag entscheiden.
Dieses Video ist eine Kooperation des General-Anzeigers und des WDRs.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es rund 90.000 angehende Abiturienten an Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs. Bisher vorgesehener Beginn der Prüfungen ist nach den Osterferien, die bis zum 19. April dauern. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte in den vergangenen Tagen erklärt, dass zu den von ihrem Ministerium vorbereiteten Szenarien auch eine mögliche Verschiebung der Abiprüfungen gehöre.
Die Gewerkschaft GEW sieht angesichts des frühen Ferienbeginns in NRW allerdings keinen Spielraum für eine Verschiebung. „Dafür gibt es keine Luft, die Sommerferien beginnen in NRW Ende Juni und nicht wie in Bayern einen Monat später“, erklärte GEW-Landeschefin Maike Finnern am Mittwoch. Sie könne sich derzeit aber auch nicht vorstellen, dass die Schule wie gewohnt am 20. April wieder losgeht.
Deshalb sollte auch eine mögliche Absage der Prüfungen nicht ausgeschlossen werden. „Ich halte eine Absage der Prüfungen nicht grundsätzlich für falsch“, meinte Finnern. Grundsätzlich sei eine abgestimmte, rechtssichere Lösung der Länder wichtig. „Das ist derzeit noch nicht gesichert und kann schlimme Folgen für die Schülerinnen und Schüler haben.“
Die Gewerkschaft VBE hält den Kurs der NRW-Regierung zu abgestimmten Regelungen mit den Bundesländern für richtig. „Ich begrüße, dass Frau Gebauer trotz des Vorpreschens anderer Länder eine gemeinsame Lösung mit möglichst vielen Bundesländern sucht“, erklärte VBE-Landeschef Stefan Behlau. Das sei mit Blick auf die vielbeschworene Vergleichbarkeit eigentlich unumgänglich. Bei allen Fragen zu den Prüfungen müsse vor allem die Gesundheit aller im Mittelpunkt stehen.