Absage an den Vorstoß der CDU NRW-Schulministerin Feller gegen Deutschpflicht auf Schulhöfen

Düsseldorf · Die Vielfalt der Sprachen sei ein wertvolles Kapital für NRW. Damit stellt sich die CDU-Ministerin entschieden gegen einen Vorstoß aus den Reihen der Bundes-CDU. Die erste Reaktion ist gleichzeitig zufrieden und erbost.

 Die Vielfalt der Sprachen sei ein wertvolles Kapital für NRW, sagt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU).

Die Vielfalt der Sprachen sei ein wertvolles Kapital für NRW, sagt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU).

Foto: picture alliance/dpa/Arne Dedert

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) stellt sich deutlich gegen die Idee einer „Deutschpflicht“ auf Schulhöfen. Mehrsprachigkeit sei „gelebte Realität vieler der nordrhein-westfälischen Schülerinnen und Schüler“, heißt es in einer Antwort des Schulministeriums auf eine Anfrage der SPD. „Eine Verpflichtung zur Nutzung der deutschen Sprache auf dem Schulgelände außerhalb der Unterrichtsstunden ist in Nordrhein-Westfalen nicht vorgesehen.“

Das Land begreife „die Vielfalt von Sprachen in Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Bildung als wertvolles Kapital, das Menschen zusätzliche Chancen eröffnet“, heißt es weiter in den Ausführungen. Man erkenne das „Potenzial von Mehrsprachigkeit für die kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Nordrhein-Westfalens“ an und fördere „die ethnische, kulturelle und sprachliche Identität von Schülerinnen und Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist“. Und das gilt laut dem Land unabhängig davon, welche Sprachen nun auf den Schulhöfen vorkommen. „Eine Differenzierung von Sprachen entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und wäre zudem diskriminierend.“

Zugleich hebt die Schulministerin in ihrer Antwort hervor, wie wichtig auch die Sprachförderung in Deutsch sei. Deutsch zu können, sei Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungskarriere und gesellschaftliche Teilhabe. „Die Förderung der deutschen Sprache steht daher ganz oben auf der schulischen Agenda“, heißt es.

SPD-Fraktion: Landesregierung bekennt zu spät Farbe

Die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, die die Anfrage an die Regierung gestellt hatte, begrüßte die Antwort – wirft der Landesregierung jedoch vor, nach dem Vorstoß aus den eigenen Reihen der Christdemokraten viel zu spät in dieser Deutlichkeit Farbe zu bekennen. Der Generalsekretär der CDU auf Bundesebene, Mario Czaja, hatte im Januar in einem Interview eine Deutschpflicht auf Schulhöfen gefordert: Es gehe nicht, dass auf Schulhöfen andere Sprachen gesprochen würden, sagte er der „Welt“.

„Kurz nach der Berlin-Wahl kassiert das CDU-geführte Schulministerium also den Vorstoß Czajas wieder“, sagte der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer, unserer Redaktion. „Die klare Distanzierung ist richtig, zeigt aber auch, dass der CDU-Vorstoß kein ernst gemeinter Debattenbeitrag zur Integration, sondern ein reines Wahlkampfmanöver war. Forderungen wie die von Czaja tragen lediglich dazu bei, Ressentiments zu schüren.“

Der SPD-Politiker richtete auch den Blick auf die Praxis: Man solle sich nur einmal vorstellen, ukrainischen Flüchtlingskindern würde es untersagt, sich in der Pause in ihrer Heimatsprache zu unterhalten. „Allein dieses Beispiel zeigt die Absurdität des Vorstoßes auf. In NRW ist auf dieser unsäglichen Debatte jetzt der Deckel drauf“, so Maelzer.

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