CDU wird 70 Nur Horst Seehofer schwänzt den Festakt

BERLIN · Zum Beispiel Günter-Helge Strickstrack, mittlerweile 94 Jahre alt, am rechten Ohr ein Hörgerät, aber sonst hellwach. CDU ist seine Sache, mehr noch: CDU ist sein Leben.

 Sekt zum Parteigeburtstag: CDU-Chefin Angela Merkel.

Sekt zum Parteigeburtstag: CDU-Chefin Angela Merkel.

Foto: dpa

Am 10. August 1945 trat der Niedersachse der CDU bei. Jetzt steht Strickstrack mit 29 weiteren Gründungsmitgliedern unter den geladenen Gästen im E-Werk in Berlin, um die Gründung der CDU vor 70 Jahren zu feiern. Natürlich ist auch die Schwesterpartei CSU vertreten - mit Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, die der Festversammlung umgehend die "Glückwünsche der gesamten CSU" übermittelt - aus München und aus Berlin. Raunen im Saal. CSU-Chef Horst Seehofer lässt grüßen, schafft es aber zum 70. Geburtstag nicht nach Berlin.

Gründungsmitglied Strickstrack jedenfalls soll das egal sein. Er hört gerne, als CDU-Chefin Merkel den 30 Gründungsmitgliedern im Saal für deren "Mut und Einsatz" beim Aufbau der Partei dankt. Es gab für CDU-Mitglied Strickstrack selbstredend schwierige Momente in diesen sieben Jahrzehnten, etwa den, als der damalige Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz (CDU), von seinem Posten zurücktrat, weil Parteichefin Angela Merkel nach der für die Union knapp verlorenen Bundestagswahl 2002 auch nach dem einflussreichen Posten der Fraktionschefin griff. Strickstrack setzt bis heute auf Merz: "Ich hoffe, er kommt zurück."

Merkel selbst kommt bei diesem Festakt nach einem Schnelldurchlauf durch die Parteigeschichte selbstredend bei Altkanzler Helmut Kohl an. "Helmut Kohl war, ist und bleibt der Kanzler der deutschen Einheit." Natürlich Beifall im Saal. "Beste Genesungswünsche" schickt Merkel an den erkrankten früheren Parteichef.

Aktuelle Koalitionspartner wie SPD-Chef Sigmar Gabriel, ehemalige Verbündete wie die FDP, deren Generalsekretärin Nicola Beer im Saal ist, und mögliche künftige Koalitionspartner wie die Grünen-Parteichefs Simone Peter und Cem Özdemir, hören dann, wie Merkel einem Mann in der ersten Reihe dankt: "Danke, Wolfgang Schäuble, gut, dass Sie Finanzminister sind." Damit ist Merkel schon fast mittendrin im griechischen Drama, das sie an diesem Tag (und an vielen folgenden) noch intensiv weiter beschäftigen wird. Schäuble habe über Monate nach Kompromissen in der griechischen Schuldenkrise gesucht. Merkel mahnt: "Wenn diese Fähigkeit zum Finden von Kompromissen verloren geht, dann ist auch Europa verloren." CDU-Mitglied Britt-Marie Lakämper hat diese Lektion schon früh gelernt. "Demokratie ist Dialog und Kompromiss letztendlich", hatte Lakämper, 18 Jahre jung, zuvor bei einer Debatte über die CDU gesagt. 70 Jahre - kein Alter. Die Geschichte der CDU habe gerade erst begonnen.

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