Kommentar zur SPD-Niederlage in Schleswig-Holstein Personalwechsel nötig

Meinung | Berlin · Die Wahlniederlage der SPD in Schleswig-Holstein ist nicht nur auf das Scheitern der Partei bei den Bundestagswahlen zurückzuführen, meint GA-Korrespondent Jan Drebes. Landeschef Ralf Stegner muss sich an die eigene Nase fassen.

 Daniel Günther (CDU, r), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und Ralf Stegner, SPD-Fraktions- und SPD-Landesvorsitzender.

Daniel Günther (CDU, r), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und Ralf Stegner, SPD-Fraktions- und SPD-Landesvorsitzender.

Foto: dpa

Wer das schlechte Abschneiden der SPD in Schleswig-Holstein allein mit der prekären Lage der Sozialdemokraten im Bund erklärt, macht es sich zu einfach. Gerade bei Kommunalwahlen spielen lokale Interessen eine große Rolle. Es geht um Kandidaten, die den Bürgern auch mal beim Einkaufen begegnen. Ralf Stegners Verweis auf den miesen SPD-Bundestrend greift viel zu kurz – und soll womöglich von den eigenen Fehlern des Landeschefs ablenken.

Stegner ist bekannt wie ein bunter Hund. Er formuliert präzise und nutzt jede Gelegenheit, der Union einen einzuschenken. Doch darin liegt das Problem. Stegner ist so allgegenwärtig in der Medienrepublik, dass viele Leute seiner ewigen Einwürfe überdrüssig geworden sind. Er ist mitverantwortlich für die SPD-Misere im Bund, auf die er jetzt als Ursache für die Wahlklatsche in seinem Land verweist. Damit macht sich Stegner unglaubwürdig bei den Menschen. Von Selbstkritik fehlte bisher jede Spur.

Richtig ist, dass der nötige Wandel der SPD nicht gleichbedeutend mit einem vollständigen Personalwechsel sein darf. Stegners Reaktionen auf das desaströse Wahlergebnis zeugen jedoch davon, dass da ein Spitzengenosse nicht verstanden hat, weswegen die Menschen der SPD ihre Unterstützung versagen. Sie haben genug von den immer gleichen Absichtsbekundungen der immer gleichen Personen in Talkshows. Stegner würde Mut, Größe und Weitsicht beweisen, wenn er in einem geordneten Prozess Platz machen würde. Platz für einen neuen Hoffnungsträger in Schleswig-Holstein.

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