Expertengespräch von General-Anzeiger und GIZ in Bonn Plädoyer gegen globale Impf-Ungerechtigkeit

Bonn · „Die Welt im Gespräch: Corona – und was jetzt?“ lautete der Titel einer Expertenrunde, die sich auf Einladung des General-Anzeiger und der GIZ online traf. Es gab manche Ideen, wie der Kampf gegen Corona international gestaltet werden sollte.

 In Afrika warten Millionen Menschen noch immer auf Impfstoff wie hier von Astrazeneca.

In Afrika warten Millionen Menschen noch immer auf Impfstoff wie hier von Astrazeneca.

Foto: dpa/Brian Inganga

Wohl nahezu alle Menschen sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Die Entwicklungsländer auf der Welt trifft das Virus besonders hart. Durch Corona drohen bis zu 100 Millionen Menschen weltweit in extreme Armut abzurutschen. „Corona wirkt weiterhin als Brandbeschleuniger für Hunger und Armut“, sagte Bettina Iseli, Programmdirektorin der Welthungerhilfe, am Donnerstag bei der Online-Diskussion „Die Welt im Gespräch: Corona – und was jetzt?“, die der General-Anzeiger und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) organisisiert hatten. Ziel der Veranstaltung war, Wege aufzuzeigen, auf denen Entwicklungsländer die Pandemie in den Griff bekommen und künftige vermeiden können.

„Die Pandemie bietet Chancen, um grundlegende Transformationen voranzutreiben: Beim ökologischen Umbau, der Dekarbonisierung und der Digitalisierung“, erklärte Matthias Rompel, Abteilungsleiter Südliches Afrika der GIZ. Die Pandemie könne nur durch eine globale Impfkampagne besiegt werden: „Niemand auf diesem Globus ist sicher, bevor alle sicher sind“, so Rompel. Auch Iseli hält Impfnationalismus für „moralisch verwerflich“ sowie „wirtschaftlich und politisch unklug“, da Mutationen sich in weitgehend ungeimpften Bevölkerungen leichter verbreiten und den Impfschutz in durchgeimpften Ländern umgehen können.

Daher warb die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission, Gisela Schneider, für einen „Technologietransfer und die Freigabe der Patente“. Man müsse die Produktion schon jetzt hochfahren, und nicht erst Impfstoff abgeben, „wenn Europa oder Amerika geimpft ist“, betonte sie.

Im Kongo 0,2 Prozent Impfquote

Die globale Impf-Ungerechtigkeit lässt sich auch in Zahlen ablesen. Während in Deutschland über 40 Prozent der Menschen eine Erst­impfung erhalten haben, sind es im Kongo laut Schneider gerade einmal 0,2 Prozent. „Es kann nicht sein, dass die ganze Welt abhängig ist von Pharmafirmen, die ich an ein oder zwei Händen abzählen kann und die bestimmen, wer Impfstoff bekommt“, betonte sie.

Rompel von der GIZ sieht das ähnlich. Es gebe zahlreiche Länder, die Stand jetzt erst 2023 eine durchgeimpfte Bevölkerung hätten. Schneider arbeitete in vielen afrikanischen Ländern und geht davon aus, dass die dortigen Voraussetzungen als Grundlage reichen, um mit Hilfe der reicheren Länder, der WHO sowie einer Patentfreigabe eine schnelle Impfkampagne durchzuführen.

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