AfD feiert Einzug in Mainzer Landtag „Politische Landschaft ist anders“

Mainz · Die AfD bejubelt in Mainz ihren Wahlsieg. Aus dem Stand heraus wird sie drittstärkste Kraft in Rheinland-Pfalz. Sie kündigt eine starke Opposition im Landtag an.

 Der Spitzenkandidat der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Uwe Junge (M), und seine Frau Claudia reagieren auf die ersten Hochrechnungen der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz.

Der Spitzenkandidat der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Uwe Junge (M), und seine Frau Claudia reagieren auf die ersten Hochrechnungen der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz.

Foto: dpa

In Mainz bejubelt die AfD ihren Aufstieg zur drittstärksten Partei im Landtag in einem mittelalterlichem Gewölbekeller. Ein Triumph, der die Regierungsbildung in Rheinland-Pfalz erschweren wird. Ein Herr im Anzug schreit mit Blick auf die Prognosen der drei Landtagswahlen am Sonntag inRheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt: „Überall zweistellig!“

Der niedersächsische AfD-Chef und Ex-Fernsehkorrespondent, Armin-Paul Hampel, ruft: „Die politische Landschaft ist heute anders geworden.“ Vor allem das Versagen der schwarz-roten Bundesregierung in der Flüchtlingsfrage habe der Alternative für Deutschland geholfen, sie biete hier klare Antworten - das ist die Meinung vieler Rechtskonservativen an diesem Wahlabend in Mainz. Schadenfroh bejubeln sie die Hochrechnungen für andere, schwächelnde Parteien.

Hampel behauptet unter einem altmodischen Kronleuchter: „Wir sind die natürlichen Nachfolger der CDU.“ Der rheinland-pfälzische Vizechef Joachim Paul sagt: „Wir haben in drei Jahren das geschafft, wofür die Grünen Jahrzehnte brauchten. Wir sind jetzt eine etablierte Partei. Da, wo wir antreten, kommen wir auch rein.“

Die AfD in Rheinland-Pfalz, die von dem Berufsoffizier Uwe Junge angeführt wird, wird von mittelalten bis älteren Männern geprägt - das zeigt sich auch in dem weitläufige Gewölbekeller in Mainz-Weisenau. Sie klopfen sich auf die Schulter und stoßen mit Bierkrügen an.

Das hessische AfD-Mitglied Birgit Münch sagt, endlich habe die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner einen Dämpfer bekommen. Mit Blick auf die Flüchtlingsfrage ergänzt sie: „Die Leute brauchen eine klare Ansage, wenn es Probleme gibt.“

Erregt diskutieren die Rechtskonservativen, denen so oft Hetze gegen Ausländer vorgeworfen wird, auf rotem Teppichboden mit Königslilienmuster ihre Zukunft im Mainzer Landtag. Die Nummer sechs der AfD-Landesliste, Sylvia Groß, versichert: „Wir werden auf jeden Fall in der Opposition bleiben.“ Allerdings will auch keine etablierte Partei mit der AfD koalieren. Groß sagt, selbst ein Bündnisangebot der CDU würde ihre Partei ausschlagen: „Wir müssten sonst zu viel von unseren Positionen aufgeben. Wir wollen keine Kompromisse eingehen. Wir wollen authentisch bleiben.“

Die Arbeit im Landtag solle nachhaltig sein, um bei der nächsten Landtagswahl 2021 noch mehr Stimmen einzufahren. Dann könne man auch mit noch mehr Stimmengewicht über Koalitionen nachdenken.

Nun richtet die erst drei Jahre alte AfD den Blick nach vorne: Es lägen schon 30 bis 40 Bewerbungen für eine Mitarbeit in ihrer künftigen Landtagsfraktion in Mainz vor, sagt der rheinland-pfälzische Vizechef Paul. „Alte Hasen“ der AfD in den Parlamenten von Sachsen und Brandenburg würden jetzt helfen, auch hier eine Fraktion aufzubauen. „Wir rechnen nun außerdem mit einer ganzen Welle von Eintrittsgesuchen“, ergänzt Paul. Derzeit gebe es rund 1400 Mitglieder inRheinland-Pfalz.

Er selbst führe als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde seine Klasse an der Neuwieder Berufsschule mit Wirtschaftsgymnasium noch zum Abitur, um sich dann vom Frühsommer an hauptberuflich der AfD zu widmen. Beim Wahlkampf am Freitagabend in Neuwied seien unter den 350 Gegendemonstranten auch Schüler von ihm gewesen. „Das ist gelebte Demokratie“, versichert der stellvertretende AfD-Landesvorsitzende.

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