Gewerkschaft Polizisten brauchen mehr Hilfe
DÜSSELDORF · Die Selbstmordrate bei Polizisten in NRW liegt doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Nach einer Statistik des Innenministeriums nahmen sich in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 41 nordrhein-westfälische Polizeibeamte das Leben. Häufig liegen die Ursachen nach Angaben von Innenminister Ralf Jäger (SPD) im privaten Bereich.
Polizisten müssen als erste am Tatort sein, wenn es zu schweren Unfällen, Misshandlungen, Familienstreitigkeiten oder roher Gewalt kommt. Aus Sicht des CDU-Innenexperten Gregor Golland verlangt der stressige Polizeiberuf mit Schichtdienst eine hohe physische und psychische Belastbarkeit.
"Wenn dann noch soziale, familiäre und wirtschaftliche Probleme hinzukommen, wird die Belastung in vielen Fällen zu groß", warnte Golland, Landtagsabgeordneter aus dem Rhein-Erft-Kreis. Angesichts der Zahlen fragte der CDU-Politiker, "ob genug für die Polizei getan wird". Auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert, vermisst Rezepte, um früh zu erkennen, dass ein Polizist in eine Lebenskrise gerät.
In der Antwort auf eine CDU-Anfrage listete Jäger nun auf, dass sich Polizisten in mehr als 30 Fällen mit der griffbereiten Dienstwaffe umbrachten. Dass sich allein acht Beamte in ihrem Dienstgebäude töteten, bewertete Golland als deutliches Signal. Oft trage der Stress im Job zu Eheproblemen bei, die am Ende in einer Verzweiflungstat enden könnten. Plickert forderte mehr frühzeitige psychologische Hilfen und Achtsamkeit der Kollegen.
Rund 10 000 Mal im Jahr ereignet sich in Deutschland ein Suizid. Mit 41 Selbstmorden bei 40 000 Beamten sind Polizisten neben Bankern, Ärzten und Unternehmern besonders gefährdet. Erfreulich: 2015 ereignete sich bisher noch kein Selbstmord eines Polizeibeamten. Die meisten Suizide gab es in den letzten fünf Jahren im Bereich des Polizeipräsidiums Köln. Hier nahmen sich seither acht Polizisten das Leben.