Kommentar zu den NRW-Grünen Radikaler Vorstoß

Meinung | DÜSSELDORF · Der Parteivorstand der Grünen in NRW soll künftig nur noch acht statt 20 Mitglieder haben. Ein radikaler Vorstoß, der mit einer althergebrachten grünen Tradition bricht.

Es hat nicht viel gefehlt, und die Grünen wären bei der Landtagswahl am 14. Mai an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Wahrscheinlich war es die massive Stammwählerkampagne am Ende des Wahlkampfs, die den Abwärtstrend bremste und der Partei wenigstens noch knapp die Hälfte der Mandate im Düsseldorfer Parlament rettete.

Inzwischen sind fast acht Monate vergangen, doch wer gedacht hätte, die Grünen würden wieder an Boden gewinnen, der irrte. In der Landtagsfraktion ist die Findungsphase auf den Oppositionsbänken immer noch nicht abgeschlossen, wie selbst die Fraktionsvorsitzende Monika Düker zugibt. Was die Landespartei angeht, scheint immer noch eine gewisse Schockstarre anzuhalten. Das kommt auch in den Umfragen zum Ausdruck, in denen die NRW-Grünen weiterhin bei sechs Prozent dümpeln. Höchste Zeit also, etwas Neues zu wagen.

Dabei ist der Vorstoß von Landeschefin Mona Neubaur, den Landesvorstand von 20 auf acht Mitglieder zu verkleinern, ganz schön radikal. Denn er bricht mit der althergebrachten grünen Tradition, dass alle Regionen im Führungsgremium vertreten sein sollen. Es mag sinnvoll sein, schneller als bisher Entscheidungen zu treffen zu können.

Wichtiger ist jedoch etwas Anderes: Statt auf viele Themen zu setzen, wollen die Grünen ihre Kernkompetenzen herausarbeiten. Also mehr Umweltschutz und Gerechtigkeit, aber weniger Finanz- und Schulpolitik? Das wäre gefährlich, denn selbst die Stammwähler verlangen von ihrer Partei nicht nur Antworten auf Fragen zu bestimmten Themenfeldern.

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