Neue Panne an Regierungsjet "Rauch" aus dem Triebwerk: Minister Müller auf Irrflug

Ndola/Berlin · Die Pannenserie reißt nicht ab. Minister Müllers frisch repariertes Regierungsflugzeug muss in Afrika zum zweiten Mal am Boden Bleiben. Die Verärgerung ist groß.

 Gestrandet: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (im dunklen Anzug) am Kamuzu International Airport in Malawi. Foto. Ute Grabowsky/Photothek/BMZ

Gestrandet: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (im dunklen Anzug) am Kamuzu International Airport in Malawi. Foto. Ute Grabowsky/Photothek/BMZ

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Plötzlich kommt "Rauch" aus dem Triebwerk des Regierungsflugzeugs. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ist sauer: Eine Dienstreise in drei Länder des südlichen Afrikas ist wegen gleich zwei Defekten an einer Maschine der Flugbereitschaft zu einer kleinen Odyssee geworden.

Müller musste einen geplanten Besuch in Namibia komplett absagen, Teile verschieben und plötzlich mehrfach neue Programmpunkte finden, weil er länger in Sambia festsaß.

Für die Bundeswehr ist der erneute Zwischenfall unangenehm. Erst im November war auch die Kanzlerin wegen einer Panne auf einen Linienflug umgestiegen und verpasste Teile eines wichtigen Gipfeltreffens. "Diese Kette von technischen Problemen muss jetzt gründlich aufgearbeitet werden", forderte Müller am Freitag. Ein erneuter "sehr gravierender Defekt an der Maschine schließt einen Rückflug nach Deutschland aus", erklärte er. "Wir helfen uns jetzt selbst und fliegen mit afrikanischen Linien zurück."

Der Minister und seine Delegation saßen in der sambischen Stadt Ndola unweit der Grenze zum Kongo bereits in der Regierungsmaschine, als plötzlich Rauch aus dem Triebwerk kam, wie ein Sprecher des Entwicklungsministeriums als Augenzeuge schilderte. Der Besatzung angezeigt wurde vom System allerdings, dass heiße Luft einströme.

Die Pannen seien ein Debakel für Deutschlands Ruf als High-Tech-Land, hatte Müller bereits nach dem ersten Defekt geschimpft. Das schade der Marke "Made in Germany". "Die Flugfähigkeit der Kanzlerin und der Kabinettsmitglieder muss jederzeit sichergestellt sein", forderte Müller. "Die Ausfälle müssen ein Ende haben".

Selbst manche Entwicklungsländer hätten für ihre Regierungen besser gewartete Flugzeuge. Dass es drei Tage dauere, ein kaputtes Ventil an einer Maschine zu reparieren, "das kann in Sambia niemand glauben", sagte er. Sambia liegt auf einem UN-Wohlstandsindex auf Platz 144, Deutschland auf Platz 5 von 189 Ländern.

Die Schwierigkeiten mit Müllers zweistrahliger Bombardier Global 5000 hatten am Montag mit einem defekten Ventil in Malawi begonnen. Müller und seine Delegation mussten Linie nach Sambia fliegen. Techniker aus Deutschland hatten es bis Mittwoch endlich nach Malawi geschafft, ein Ersatzteil fehlte aber noch. Am Freitag flog die Maschine schließlich nach Ndola, um die Passagiere einzusammeln - und blieb dort liegen.

Die Flugbereitschaft der Bundeswehr war zuletzt immer wieder wegen gravierender Pannen in den Schlagzeilen. Erst Ende November hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihren Flug zum G20-Gipfel in Argentinien wegen eines schweren technischen Defekts am Kanzler-Airbus "Konrad Adenauer" unterbrechen müssen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier musste im November wegen eines Triebwerksdefekts der "Adenauer" stundenlang in Südafrika ausharren. Im Oktober hatten Nagetiere die Maschine während eines Stopps in Indonesien lahmgelegt und Finanzminister Olaf Scholz zu einer über 20-stündigen Rückreise per Linienflug gezwungen.

Zur Flugbereitschaft gehören nach Angaben der Luftwaffe 14 Flugzeuge der Hersteller Airbus und Bombardier. Die Flotte soll unter anderem Regierungsmitglieder auf Kurz-, Mittel- und Langstrecken befördern. Die Verärgerung über Pannen sei verständlich, sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Aber: "In den vergangenen zwei Jahren 18 ausgefallene Flüge von 1600 im politisch-parlamentarischen Bereich. Da sind wir unter 2 Prozent", sagte er. "Die Sicherheit geht immer vor."

Müller hatte sich in Afrika wichtige Themen vorgenommen. In Malawi ging es unter anderem um die Armutsbekämpfung und das Bremsen des rasanten Bevölkerungswachstums. In Sambia - einem wichtigen Produzenten von Rohstoffen wie Kupfer und Kobalt - befasste sich der Minister unter anderem bei einem Besuch in einer Kupfermine mit dem Thema faire und transparente Lieferketten.

"Die Rohstoffe Afrikas stehen am Anfang der Lieferkette für europäische und deutsche High-Tech-Produkte", sagte Müller im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Kein Auto und kein Handy in Deutschland würde ohne die Ressourcen Afrikas funktionieren." Für die Batterien von Smartphones oder Elektroautos wird zum Beispiel Kobalt gebraucht, das weltweit vor allem aus dem Kongo kommt. Faire Lieferketten seien der beste Weg zur "Stärkung der Wirtschaft und zur Schaffung von Arbeitsplätzen" in Entwicklungsländern, sagte Müller.

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