Kommentar zur Statistik zum Armutsrisiko Richtige Schritte

Meinung | Düsseldorf · Das Statistikamt IT.NRW hat Daten veröffentlicht, wonach drei Millionen Menschen Gefahr laufen, in Armut abzurutschen. Jetzt muss gehandelt werden, findet Korrespondent Reinhard Kowalewsky.

Es ist traurig, wenn jeder sechste Bürger in Nordrhein-Westfalen als armutsgefährdet gilt, obwohl die Statistik differenziert gelesen werden muss: So steigt die Zahl der Armutsgefährdeten auch, weil es der Mehrheit der Gesellschaft in den vergangenen Jahren besser gegangen ist.

Die Arbeitslosigkeit auch in NRW ist zurückgegangen, jeder zweite Bürger verdiente 2017 mehr als 1613 Euro pro Monat, drei Prozent mehr als noch 2016. Diejenigen, die wenig Geld haben, schneiden bei diesem Trend relativ gesehen schlechter ab. Gerade angesichts der Zuwanderung mehrerer Hunderttausend Flüchtlinge war es außerdem sowieso unvermeidbar, dass die Armutsgefährdung zunahm.

Trotzdem muss es alarmieren, wenn die Schere innerhalb der Gesellschaft auseinandergeht. Es muss gegengesteuert werden. Langfristig am wichtigsten ist, deutlich mehr in eine bessere Bildung zu investieren.

Der Staat sollte ernsthaft über eine Kita-Pflicht für die Kinder nachdenken, die zu Hause keine ausreichenden Deutschkenntnisse erhalten. Die Schulen müssen sich noch mehr gerade um Kinder aus bildungsfernen Milieus kümmern - es ist eine Katastrophe, wenn sechs Prozent eines Jahrganges keinen Abschluss haben. Bei Berufstätigen mit niedrigen Einkommen sollte der Staat darüber nachdenken, sie gezielt über niedrigere Sozialabgaben zu entlasten, damit mehr Netto vom Brutto bleibt - Steuern zahlen diese Bürger sowieso wenig.

Ansonsten: Viele der Probleme sind seit Jahren erkannt, jetzt muss gehandelt werden.

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