Studie der Telekom Stiftung Schüler fühlen sich beim Lernen wieder fitter

Bonn · Nach den Einschränkungen in der Corona-Pandemie holen Kinder vermehrt Unterrichtsstoff nach. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung. Der Digitalisierungsschub an den Schulen bleibt jedoch aus.

Die Mehrheit der bei der Studie der Telekom-Stiftung befragten Kinder sind froh, wieder gemeinsam in der Schule lernen zu können.

Die Mehrheit der bei der Studie der Telekom-Stiftung befragten Kinder sind froh, wieder gemeinsam in der Schule lernen zu können.

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Ein Jahr nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie fühlen sich viele deutsche Schülerinnen und Schüler besser für den Unterrichtsstoff gerüstet als noch im Jahr 2021. Sie haben den Eindruck, in der Schule nicht mehr so stark im Rückstand zu sein. Das hat eine repräsentative Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung mit Sitz in Bonn ergeben. Interviewt wurden 1030 Schüler der Klassenstufen fünf bis zehn sowie 502 Mütter und Väter von Kindern dieser Altersklasse. Die Befragung lief von September bis Oktober und fand zum dritten Mal statt, was Vergleiche mit den Vorjahren zulässt. Demnach fühlen sich nur noch zwölf Prozent der Schüler deutlich im Rückstand beim Lernen, im Jahr zuvor waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen.

Auch sind nur noch halb so viele Kinder in Sorge über ihre Lernlücken (17 Prozent). Ein Ergebnis, das laut Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung, nicht nur positiv zu werten ist: „Es ist erstaunlich, wie entspannt sich die Lage für die Befragten darstellt“, sagte er, als die Ergebnisse am Donnerstag vorgestellt wurden. „Allerdings steht diese Selbstwahrnehmung in einem Kontrast zu den objektiv gemessenen Lernrückständen.“ Er befürchtet vor allem Nachteile für schwächere Schüler. „Wenn das Corona-Aufholprogramm ausläuft und das Startchancen-Programm erst zum Schuljahr 2024/2025 in Gang kommt – wenn überhaupt –, entsteht eine erhebliche Lücke für die Betroffenen.“

Startchancen-Programm für Schüler aus bildungsfernen Haushalten

Das zwei Milliarden Euro schwere Aufholprogramm der Bundesregierung läuft nur noch bis Ende des Jahres. Das Geld sollte in zusätzliche Förderangebote für Kinder fließen, um Lernrückstände aufzuholen, außerdem in die frühkindliche Bildung sowie Freizeit- und Sportaktivitäten. Mit dem sogenannten Startchancen-Programm wiederum will die Ampelkoalition Schüler aus bildungsferneren Haushalten an 4000 deutschen Schulen unterstützen, doch es fehlt bisher an einem Konzept.

Erfreulich sei jedoch, dass die meisten Schulen ihre Schüler dabei unterstützt hätten, Lernrückstände aufzuholen. So wurden häufig zusätzliche Aufgaben zum Selbstlernen verteilt, auch boten viele Schulen Förderunterricht am Nachmittag oder am Wochenende an. Ein Fünftel der Schüler fand diese Angebote „sehr“ hilfreich, rund zwei Drittel immerhin „etwas“. Ein ähnliches Stimmungsbild zeichneten die Eltern, die die Angebote bewerten sollten. Den meisten Nachholbedarf für ihre Kinder sahen Eltern beim Aufholen des Lernstoffs in Kernfächern wie Mathe, Deutsch und Fremdsprachen. Viele erhofften sich zudem, dass die Einrichtungen den Kindern helfen, wieder im Schulalltag anzukommen. Die große Mehrheit sah diese Hoffnungen erfüllt.

Ganz zufrieden sind die Befragten jedoch nicht: Mehr als ein Drittel der Eltern findet, dass die Schule mehr hätte tun müssen, eine Meinung, die fast ebenso viele Schüler teilen. So berichtet jedes zweite Elternteil, dass sein Kind außerhalb der Schule Unterstützung bekommen hat, etwa durch die Eltern selbst oder durch Nachhilfe. Dabei stoßen sie auf einen wiedererwachten Lerneifer: Jedes zweite Kind versucht inzwischen aktiv, Unterrichtsstoff aufzuholen. Ein großer Teil hat dabei Hilfe von den Eltern erhalten, viele fragten aber auch Geschwister und Freunde. Fast 40 Prozent haben zudem Erklärvideos auf Youtube genutzt, knapp jeder Fünfte zog digitale Lernangebote wie Bettermarks oder Sofatutor zurate. Es tun sich jedoch Unterschiede bei der persönlichen Bildungssituation auf: So sind besonders die Schüler motiviert, die aufs Gymnasium gehen und gute Noten schreiben.

Bei der Digitalisierung der Lehre hat es den erhofften Sprung nach vorn nicht gegeben. Zwar gibt es im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Computer und digitale Medien an den Schulen. Doch ein Drittel der Schüler gibt an, dass der Unterricht inzwischen wieder genauso laufe wie vor der Pandemie – also ohne nennenswerte digitale Elemente. „Das ist zu wenig“, sagte de Maizière. Es gebe genug Materialien und Empfehlungen, wie sich digitale Methoden im Unterricht einsetzen lassen. „Das muss jetzt umgesetzt werden.“ Zu allzu selbstständigem, digitalgestütztem Lernen zu Hause, wie es in Corona-Zeiten oft der Fall war, wollen Schüler aber nicht zurückkehren. Die Mehrheit will in der Schule lernen, mit einer Lehrkraft, die den Schulstoff vermittelt, und einem festen Stundenplan.

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