Schule in der Corona-Krise Schüler in NRW sollen vor den Sommerferien wieder in die Klassen

Düsseldorf · Alle Schüler in NRW sollen in diesem Schuljahr zumindest wieder für einige Tage in die Klassenräume zurückkehren. Klar ist: Es wird ein Schulbetrieb im Ausnahmemodus - auf unbestimmte Zeit.

 Ein Schüler desinfiziert sich nach dem Informatik-Grundkurs des Abiturjahrgangs am Carolus-Magnus-Gymnasium seine Hände.

Ein Schüler desinfiziert sich nach dem Informatik-Grundkurs des Abiturjahrgangs am Carolus-Magnus-Gymnasium seine Hände.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Alle Schüler in NRW sollen vor den Sommerferien zumindest tageweise in die Klassenräume zurückkehren. Nach der bereits beschlossenen Rückkehr der Viertklässler an diesem Donnerstag (7. Mai) sollen die Klassen 1 bis 3 ab dem kommenden Montag folgen. Das kündigten Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und Regierungschef Armin Laschet (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf an, nachdem sich Bund und Länder zur weiteren Schulöffnung beraten hatten.

Geplant ist an den NRW-Grundschulen ein rollierendes System. Wie die Grundschulen das vor Ort organisieren - etwa Erstklässler montags, Zweitklässler dienstags - bleibe ihnen überlassen, sagte Gebauer.

Auch für die weiterführenden Schulen gibt es einen Rückkehrfahrplan nach wochenlanger coronabedingter Zwangspause: Am kommenden Montag kehren zunächst die Jugendlichen an die Gymnasien und Gesamtschulen zurück, die im nächsten Schuljahr 2020/21 ihr Abitur ablegen. An den Haupt-, Real- und Sekundarschulen sollen die Jahrgänge 5 bis 9 auch schon am Montag wieder tageweise Präsenzunterricht bekommen.

Noch etwas Geduld brauchen dagegen Gesamtschüler und Gymnasiasten, die noch nicht 2021 Abi machen. Nach Planung der Landesregierung sollen die Jahrgangsstufen 5 bis 10 an den Gymnasien und die Stufen 5 bis 11 in den Gesamtschulen spätestens ab 26. Mai wieder tageweise Präsenzunterricht erhalten. Der Grund: Ende Mai wird die Hauptphase der Abiturprüfungen vorbei sein.

Auch für Jungen und Mädchen an den Förderschulen gelten die Zeitpläne für die Klassen 1 bis 9 - mit einigen Ausnahmen - wie Gebauer schilderte.

Einen regulären Schulbetrieb für die 2,5 Millionen Kinder und Jugendlichen in NRW wird es vor den Sommerferien - sie beginnen am 29. Juni - aber nicht geben, stellten Laschet und Gebauer klar. Es gelten strenge Hygienestandards und Maßnahmen des Infektionsschutzes wie das Abstandsgebot im Klassenraum. Gesundheit habe oberste Priorität, unterstrich die Schulministerin. Die Lerngruppen müssten verkleinert, mindestens halbiert werden. Lehrer, die zu den Corona-Risikogruppen gehören, sollen keinen Unterricht in den Klassenzimmern erteilen, sagte Gebauer. Als Risikogruppe gelten vorerkrankte Menschen und Personen über 60 Jahre.

Als erstes waren am 23. April zunächst nur diejenigen Schüler wieder in die Klassenräume gekommen, die aktuell ihren Abschluss machen. Nun werde auch den anderen Schülern eine Perspektive zunächst für die sieben Wochen bis zu den Ferien gegeben. In diesem „besonderen Corona-Jahr“ würden alle Schüler versetzt. Es werde bei einer Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht bleiben, betonte Gebauer.

Einen „Schichtbetrieb“, dass also unterschiedliche Jahrgänge an ein und demselben Tag zu verschiedenen Uhrzeiten in die Klassenräume kommen, soll es im bevölkerungsreichsten Bundesland nicht geben. Auch auf Unterricht am Samstag müsse sich niemand einstellen. Und auch an den Sommerferien wird Gebauer zufolge nicht gerüttelt. Es solle aber Ferienangebote für Schüler geben, die per Homescooling nicht erreicht werden konnten.

Bei der Rückkehr der Grundschulkinder hatte es zuletzt Unstimmigkeiten in der schwarz-gelben Landesregierung gegeben. Laschet sagte auf die Frage, warum er Gebauer erst mit dem genannten Starttermin 11. Mai für alle Grundschüler zurückgepfiffen habe und genau dieser Termin nun doch komme: „Wir wollten abwarten, was heute passiert.“ Kurz zuvor hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder auch über die weiteren Schulöffnungen beraten. Nun gebe es einen Bundeskonsens. Es handele sich nicht um eine „Wertschätzungs- und Vertrauensfrage“, betonte er in Richtung Gebauer.

Die SPD-Fraktion kritisierte, die Öffnung der Schulen sei bisher „chaotisch“ verlaufen. Gebauer sprach dagegen von einem reibungslosen Verlauf. Vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster sind noch zwei Eilanträge von Viertklässlern anhängig. Beide Schülerinnen wollen an diesem Donnerstag nicht in die Klassenräume zurückkehren und hatten argumentiert, es liege gegenüber anderen Grundschuljahrgängen eine Ungleichbehandlung vor. Ein weiterer Schüler - ein Viertklässler aus Arnsberg - hatte seine Klage zurückgezogen. Ob die beiden Schülerinnen seinem Beispiel angesichts der nun geänderten Sachlage folgen, war zunächst offen.

Der Verband Lehrer NRW mahnte, die Schulen dürften nicht überfordert werden. „An den Schulen der Sekundarstufe I, an denen am 23. April der Unterricht für die Zehntklässler angelaufen ist, zeigt sich bereits jetzt, dass die schulorganisatorischen Konzepte vor allem räumlich und personell schnell an Grenzen stoßen“, erklärte die Vorsitzende Brigitte Balbach. Der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau erklärte: „Der Mix aus Präsenz- und Distanzunterricht wird zur Herausforderung für alle Seiten. Wir werden vorerst keine Normalität, sondern viele individuelle Lösungen erleben.“

(dpa)
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